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2004  
ZDF Jahrbuch
Aus der Programmarbeit
Thomas Bellut
Hans Janke
Hans Helmut Hillrichs
Peter Arens
Michaela Pilters/Reinold Hartmann
Hanne Huntemann/Brigitte Klos
Hiltrud Fischer-Taubert
Marita Hübinger
Susanne Becker/Sabine Kemper-Buhl
Sabine Groß
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Bettina Schausten
Roland Strumpf
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Eberhard Piltz
Michael Opoczynski
Guido Knopp
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Michael Opoczynski

Wirtschaftsberichterstattung in Zeiten der Stagnation
20 Jahre »WISO«

 
Michael Opoczynski
Michael Opoczynski


Das »WISO«-Gründungsteam: Bernd Becker, Sabine Nawroth-Lingenthal, Peter van Loyen, Friedhelm Ost, Hans-Ulrich Spree, Wolfgang Friedrich, Franz Zink, Udo van Kampen, Felix Tolxdorff
Das »WISO«-Gründungsteam: Bernd Becker, Sabine Nawroth-Lingenthal, Peter van Loyen, Friedhelm Ost, Hans-Ulrich Spree, Wolfgang Friedrich, Franz Zink, Udo van Kampen, Felix Tolxdorff


Bundesfinanzminister Hans Eichel, Michael Opoczynski und Matthias Wissmann, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU/CSU
Bundesfinanzminister Hans Eichel, Michael Opoczynski und Matthias Wissmann, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU/CSU
              
 

»Ohne Ihre Hilfe wäre ich nie zu meinem Recht gekommen. Gott sei Dank gibt es ›WISO‹!« – ein Zitat aus einem Zuschauerbrief. Einer von vielen. Im vergangenen Jahr konnten wir wieder vielen Menschen helfen. Einem Zuschauer wurden aufgrund unserer Sendung bei einer Vorfälligkeitssache 20 000 Euro von seiner Bank erlassen.

Das Jahr 2004 – Jubiläumsjahr für »WISO« – war zugleich eines der härtesten für unsere Zuschauer. Stellenabbau und Arbeitszeitverlängerung, Kaufzurückhaltung und Krise der Binnenkonjunktur, sinkende Renten und private Altersvorsorge, Praxisgebühr und Arbeitslosengeld II: Die Themen wuchsen uns nur so zu. Die Wirtschaftssendung »WISO« entwickelte sich zwangsläufig noch stärker zu einem Ratgeber. Die Zuschauer dankten es und ließen die Einschaltquote steigen: auf über elf Prozent durchschnittlichen Marktanteil im abgelaufenen Jahr.

Kein Wunder! Der Wunsch nach Rat und Hilfe wird stärker, wenn der Alltag unübersichtlicher wird. Die Bürger unseres Landes haben jahrzehntelang Stabilität (die Kritiker sagen sogar: Stillstand) erlebt. Doch in den letzten Jahren gibt es Bewegung. Früher hieß es, die Rente sei sicher. Heute wissen die meisten arbeitenden Menschen, dass ihre staatliche Rente irgendwann einmal nicht für einen angemessenen Lebensstandard im Alter ausreichen wird. Als »WISO« über die kapitalgedeckte Zusatzrente berichtete, wählten 65 000 Menschen unser Beratertelefon an. Innerhalb weniger Stunden! Mehr als 700 Menschen fragten im Internet-Chat nach Ratschlägen des Experten.

Im Januar 2004 fragten die Ärzte ihre Patienten erstmals nach dem »Eintrittsgeld«: zehn Euro Praxisgebühr für das erste Quartal. Obwohl seit Monaten angekündigt, waren die Menschen vollkommen überrascht. Und empört. Und hilflos. Für »WISO« Anlass genug, um in zwei monothematischen Sendungen mit Ärzten, Verbraucherschützern und Kassenvertretern im Studio auf diese Nachfragen einzugehen. Das wurde dann auch mit Spitzeneinschaltquoten belohnt. Auch hier reichten die Nachfragen weit über die Sendung hinaus und überschwemmten die Redaktion mit Zuschauerbriefen, Faxen und E-Mails. Mehr als jedes andere TV-Magazin muss »WISO« mit seinen Zuschauern kommunizieren. Das erwarten sie einfach von uns!

»Kredit leicht gemacht!«, werben viele Banken. Die Geldinstitute behaupten das so einfach. In Zeiten knappen Geldes lassen sich viele Menschen verführen. Sie verschulden sich. Wenn dann Überstunden wegfallen oder Zulagen, wenn gar Arbeitslosigkeit zuschlägt, bricht die private Finanzwelt zusammen. 2004 war ein negativer Höhepunkt. Millionen sitzen in der Schuldenfalle. Für uns Anlass, einen »Schuldentag« im ZDF zu initiieren, der morgens mit dem »Morgenmagazin« begann und über »drehscheibe Deutschland« und »Mittagsmagazin« bis »WISO« reichte. Hohe Einschaltquoten und viele persönliche Hilferufe zeigten, dass die Menschen sich in ihrer Notlage allein gelassen fühlen und dankbar unsere Beratung annehmen.

Jüngere Zuschauer sind es gewöhnt, neben dem Fernsehgerät mit Computer und Internet zu hantieren. Das ist für sie ganz selbstverständlich. Um auch dieser für uns wichtigen Zielgruppe unsere Themen nahe zu bringen, fand parallel zu »WISO« auf unserer Homepage ein »Spiel des Lebens« statt. Über sechs Wochen hinweg konnte jeder Mitspieler sein persönliches Leben simulieren, der ZDF-Rechner ermittelte für jeden Einzelnen den selbst gewählten Lebensweg von der Ausbildung bis zur Rente im Alter. Man wurde herangeführt an Arbeit, Vorsorge, Familie. Ein pädagogischer Ansatz, als Wettbewerb verpackt, der sogar Schülerinnen und Schüler erreichte – und zwar in Massen. Gewonnen hat eine Schulklasse eines Gymnasiums in Linz (Österreich), die dieses Spiel zum Unterrichtsinhalt gemacht hatte. Ingesamt waren es 25 000 Mitspieler! Zwölf Millionen Klicks! Ein großer Erfolg!

»WISO« – das ist eine erfolgreiche ZDF-Sendung, das ist ein erfolgreicher Internetauftritt. Und noch mehr: Wenn sich in den Buchhandlungen die »WISO«-Ratgeberbücher präsentieren und von Zehntausenden gekauft werden, wenn in Elektronikfachmärkten die »WISO«-Software verlangt wird, dann trägt das (auch) zur Bekanntheit der Marke an sich und der Sendung im Besonderen bei. Das jährlich neu erscheinende »WISO«-Sparbuch ist eine Software, die den Steuerzahlern die komplizierte Einkommensteuer leicht macht. Das Sparbuch erhält immer wieder Bestnoten in Fachzeitschriften. Das österreichische ORF will jetzt auch Vergleichbares schaffen. Die verkaufte Auflage entspricht der eines Buch-Bestsellers. Andere schauen ein bisschen neidisch auf uns, gut so! Die Begleitmaterialien machen aus »WISO« mehr als nur eine Sendung. Vergleichbares gibt es nicht im deutschen Fernsehen.

20 Jahre »WISO« – das ist die Kontinuität eines Markenartikels. Im Januar 1984 ging »WISO« erstmals auf Sendung, mitentwickelt und moderiert von Friedhelm Ost. Das war damals noch ein klassisches Wirtschaftsmagazin mit längeren Beiträgen und Interviews. Der Titel »WISO« ist unverändert bis heute. Geblieben ist auch der Auftrag, Wirtschaft in allgemein verständlichen Bildern und in klarer Sprache darzustellen. Ansonsten aber hat sich fast alles verändert. Der Sendeplatz wanderte von Dienstag auf Donnerstag und schließlich auf den Montag. Die Sendelänge wuchs auf 45 Minuten. Das Logo, das Erscheinungsbild, das Studio haben mehrfach Modernisierungen erfahren. Aufwändiger denn je ist heute der Einsatz elektronischer Grafik, um auch komplizierte Themen attraktiv zu bebildern. Seit Januar 2004 kommen wöchentlich 150 Zuschauer ins Studio, um »WISO« live mitzuerleben. Die Nachfrage nach Plätzen ist groß: »WISO« als eine Art Verbrauchershow – wer hätte das vor 20 Jahren gedacht?

Alles hat sich verändert. Aber es gibt auch Kons- tanten. So gehört zu »WISO« von Anfang an der »WISO«-Tipp, präsentiert von den Autoren im Studio, konkret und handfest, mit Handlungsanleitung, Preisvergleichen, Servicehinweisen und Musterbriefen. Der »WISO«-Tipp zum Thema Kfz-Versicherungen mit dem Hinweis, dass durch eine Überprüfung und gegebenenfalls Kündigung des laufenden Vertrags richtig Geld gespart werden könne, führte zu zehntausenden von Abfragen unseres Rechenmoduls im Internet. Begeisterte Zuschauer dankten dafür, dass sie über 100 Euro und mehr pro Jahr bei gleicher Versicherungsleis- tung sparen konnten.

Die vielen Reformmaßnahmen in diesen Zeiten treffen immer wieder überforderte Menschen, die den neuen Gesetzen hilflos gegenüberstehen. Diese Menschen brauchen Hilfe. Sie brauchen Rat. Sie wenden sich an uns. Da ist der »WISO«-Einsatz gefragt.

Mit »WISO« ist ein Markenartikel entstanden, der bundesweit bekannt ist und dem ZDF einen Spitzenplatz bei der Wirtschaftskompetenz verleiht. Ohne unsere Hilfe würden viele Menschen nicht zu ihrem Recht kommen. Das hat ein Zuschauer (siehe oben) so formuliert – und es trifft die Sache. Oftmals passiert es schon bei der Recherche. Ein erster Anruf der Autoren bei einem Unternehmen oder einer Behörde, eine Frage, ob denn die Beschwerde des Zuschauers berechtigt sei – da wird dann oft ohne Zögern eingelenkt, Schadenersatz gezahlt, eine Entschuldigung ausgesprochen.

Manchmal ist danach ein Bericht in »WISO« nicht mehr angemessen. Schade um den Recherche-Aufwand! Aber effektive Hilfe für Zuschauer ist auch ein Wert für ein Premium-Produkt eines öffentlich-rechtlichen Senders: ein nicht zu unterschätzender Wert.

 
 
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