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2004  
ZDF Jahrbuch
Aus der Programmarbeit
Thomas Bellut
Hans Janke
Hans Helmut Hillrichs
Peter Arens
Michaela Pilters/Reinold Hartmann
Hanne Huntemann/Brigitte Klos
Hiltrud Fischer-Taubert
Marita Hübinger
Susanne Becker/Sabine Kemper-Buhl
Sabine Groß
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Bettina Schausten
Roland Strumpf
Halim Hosny/Luc Walpot
Eberhard Piltz
Michael Opoczynski
Guido Knopp
Eberhard Figgemeier/Dieter Gruschwitz

Thomas Bellut

Von »Bianca« bis zum »Großen Lesen«
Wege zum Glück mit klarem öffentlich-rechtlichem Profil

 
Thomas Bellut
Thomas Bellut


Bianca (Tanja Wedhorn, Mitte) ist Trauzeugin bei Olivers (Patrik Fichte) und Judiths (Elisabeth Sutterlüty) Hochzeit
Bianca (Tanja Wedhorn, Mitte) ist Trauzeugin bei Olivers (Patrik Fichte) und Judiths (Elisabeth Sutterlüty) Hochzeit


Thomas Gottschalk präsentiert seine »Große Benimm-Show«
Thomas Gottschalk präsentiert seine »Große Benimm-Show«
              
 

Der Weg zum Glück des Programm-Machers ist bisweilen steinig. Die Beobachtung des deutschen Fernsehmarkts zeigt, dass die Zuschauer sich nicht täuschen lassen. Das blinde Kopieren oder Importieren erfolgreicher Formate aus dem Ausland funktioniert immer seltener. Der hiesige Fernsehmarkt und der Geschmack der Zuschauer sind eben nicht deckungsgleich mit dem anderer Nationen. Eine Erkenntnis, die interessanterweise erst in letzter Zeit reifte und so manchen Programmverantwortlichen heute in Bedrängnis bringt.

Erfolg im Fernsehen lässt sich somit nicht mit der Formel »international erfolgreiches Format plus nationale Protagonisten« errechnen. Der deutsche Fernsehmarkt ist anspruchsvoller. Trotz aller Unkenrufe stehen Qualitätsstandards und öffentlich-rechtliche Kernkompetenzen wie Wissensvermittlung, Information und niveauvolle Unterhaltung weiterhin hoch im Kurs. Sie alle ergänzen sich prächtig auf dem »Weg zum Glück« des öffentlich-rechtlichen Programms. Denn der suggerierte Spagat zwischen Quote und Anspruch ist keineswegs lästige Übung, sondern ganz im Gegenteil der Schlüssel zum Erfolg eines öffentlich-rechtlichen Senders.

Daher muss eine Programmoffensive konsequenterweise zeigen, dass Qualität nicht nur von einer Minderheit goutiert wird und Quote keineswegs immer zulasten der Qualität geht. Eine Strategie, die offensichtlich gut bei den Zuschauern ankommt. Es ist durchaus nicht weit hergeholt, wenn ich mit Event-Formaten wie »50 Jahre Rock«, »Gottschalks große Benimm-Show«, »Sternflüstern: Das Sibirien-Abenteuer« oder etwa dem »Live- Movie: Feuer in der Nacht« die Schnittmenge zwischen Kultur, Bildung und Unterhaltung betone. Denn sie alle verkörpern idealtypisch unsere Strategie: Die Erfüllung des Funktionsauftrags durch die Vermittlung von Werten und das Schaffen und Zeigen von Kultur(-ereignissen) kann auch auf unterhaltsame Weise geschehen.

Zum Beispiel hat es unsere Reihe »Unsere Besten«, anfänglich kritisiert, geschafft, auf spielerische Weise Wissen zu vermitteln und Geschichte, Literatur und Politik zum Diskussionsstoff vieler Zuschauer zu machen. 2003 stritten die Zuschauer und die Publizistik bisweilen hitzig über die Frage, wer den Titel »größte Deutsche/größter Deutscher« verdient hat und wählten schließlich Adenauer zu ihrem Favoriten. 2004 ermittelten wir mit der Aktion »Unsere Besten – Das große Lesen« das Lieblingsbuch der Deutschen und kurz darauf den »Sportler des Jahrhunderts«. Während Michael Schumacher die Poleposition erwartungsgemäß hielt, gewann überraschenderweise Der Herr der Ringe vor dem Buch der Bücher, der Bibel, den Wettbewerb.

Mit fast missionarischem Eifer debattierte die Nation über das gedruckte Wort. »Unsere Besten« zeigt, dass der Austausch über Kultur nicht nur in Nischen stattfinden muss. Kultur ist spannend und kann Millionen interessieren. Grund genug, die Reihe fortzusetzen. 2005, anlässlich des Einstein-Jahres, lautet die Frage: Welche Erfinder verdienen den Titel »Unsere Besten«?

Kultur und Unterhaltung schließen sich nicht aus, bieten sogar in ihrer Kombination eine außerordentliche Sehmotivation für die Zuschauer wie auch bei unseren Erlebnis-Dokumentationen »Traumfischer« und »Sternflüstern«. Beide Formate haben zum Ziel, andere Kulturen – durch die Augen der deutschen Familien – näher zu bringen. Da wäre er also wieder, der »Weg zum Glück« mit öffentlich-rechtlichem Profil.

Eines der strategisch wichtigsten Projekte der Programmdirektion zur Stabilisierung des Nachmittags startete am 1. November um 16.15 Uhr: die erste deutsche Telenovela »Bianca – Wege zum Glück«. Mit »Bianca« setzen wir bewusst der flüchtigen Billigware der privaten Konkurrenz, die ohne Tabubrüche oder Sensationslust nicht auskommt, eine qualitativ hochwertigere tägliche Serie mit klaren Wertvorstellungen und generationenverbindender Geschichte entgegen.

Die Zuschauer schätzen unser Können im Erzählen von emotionalen Stoffen. Jeden Sonntag zur Primetime fahren wir mit Reihen wie »Rosamunde Pilcher« oder »Inga Lindström« Rekordquoten ein. In der Telenovela brechen wir dieses Prinzip auf eine tägliche Serie herunter. Und auch hier zeigt sich, dass der Erfolg von der spezifischen Adaption eines Formats abhängt, denn die schlichte Kopie einer südamerikanischen Telenovela mit einfachstem Erzählduktus, Billigoptik und Dialogen, die vom Teleprompter abgelesen werden, hätte kaum auf solch großes Interesse beim deutschen Zuschauer stoßen können. Auch an diesem Beispiel sieht man, dass unter Verzicht auf »sex and crime«, durch die erzählten Geschichten, die damit gesetzten Themen, die Qualität der Schauspieler und die Professionalität der Herstellung Zuschauerbedürfnisse befriedigt werden können. Diese Formate können nur dann erfolgreich sein, wenn sie qualitativ hochwertig, eben öffentlich-rechtlich sind.

Der Weg zum Glück, wie ihn Bianca täglich beschreitet, ist steinig. Aber er führt – nach dem Grundprinzip jeder Telenovela – letztendlich zum Happy End, Heldin und Held glücklich vereint. Davon ist in der Fernsehrealität selbstverständlich nicht auszugehen. Aber der Weg ist ja bisweilen auch schon das Ziel und das tägliche Suchen nach den – an ihrem jeweiligen Genre gemessen – anspruchsvollen Programmen, die auch ihre Publika finden, ist immer wieder äußerst reizvoll.

 
 
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