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2004  
ZDF Jahrbuch
Aus der Programmarbeit
Thomas Bellut
Hans Janke
Hans Helmut Hillrichs
Peter Arens
Michaela Pilters/Reinold Hartmann
Hanne Huntemann/Brigitte Klos
Hiltrud Fischer-Taubert
Marita Hübinger
Susanne Becker/Sabine Kemper-Buhl
Sabine Groß
Frank Hof
Pit Rampelt
Norbert Lehmann
Bettina Schausten
Roland Strumpf
Halim Hosny/Luc Walpot
Eberhard Piltz
Michael Opoczynski
Guido Knopp
Eberhard Figgemeier/Dieter Gruschwitz

Susanne Becker/Sabine Kemper-Buhl

Erlebnisdokumentationen: »Sternflüstern« und »Traumfischer«

 
Susanne Becker
Susanne Becker


Sabine Kemper-Buhl
Sabine Kemper-Buhl


Das Team bei Aufnahmen in der Tundra
Das Team bei Aufnahmen in der Tundra


Überlebenstraining der besonderen Art: Lena Armbruster (4) verkauft den Insulanern schwäbische Spätzle
Überlebenstraining der besonderen Art: Lena Armbruster (4) verkauft den Insulanern schwäbische Spätzle
              
 

Sehnsucht Sibirien:
Das ZDF-»Sternflüstern«-Projekt

Das neue TV-Format der Erlebnisdokumentation hat das ZDF Anfang 2004 mit dem Vierteiler »Sternflüstern: Das Sibirien-Abenteuer« begründet. Jeweils sechs Millionen Zuschauer verfolgten den Kampf deutscher Familien gegen die sibirische Kälte am Baikalsee, ihren Alltag und unvergessliche Begegnungen. Diese innovative, emotionale Annäherung an einen uns fremden Kulturkreis wurde auch in der Kritik hoch geschätzt und fand sofort vielfältige Imitatoren. Mit »Sternflüstern: Jenseits des Polarkreises« wurde bereits zum Jahresende 2004 die Sibirien-Saga fortgesetzt.

Über Leben an extremen Orten wollten wir erzählen, auch über den Kältepol im magischen Sibirien – aber nicht wieder als Reporter: Nein, zwei deutsche Familien sollten nach Sibirien gehen, und wir wollten ihre Annäherung an diese fremde Welt, ihre Abenteuer und ihre neuen Freundschaften dokumentarisch mit der Kamera begleiten und für die Zuschauer miterlebbar machen. Aber würden deutsche Familien überhaupt mit uns nach Sibirien wollen?

Sie wollten! Die erste »Sternflüstern«-Staffel begann im Mai 2003 mit einem Aufruf im ZDF-Programm, auf den sofort fast 300 Bewerber ihre Leidenschaft für dieses widersprüchliche Land beschworen. Für die zweite Staffel, ausdrücklich als »noch härter, kälter, fremder« annonciert, waren es über 400 Familien: rätselhafte Sibirien-Sehnsucht der Deutschen! »Sternflüstern« ist auch eine Annäherung an dieses Geheimnis.

Und es ist eine spannende Herausforderung: Unterschiedliche Temperamente ins Ungewisse zu begleiten und ihnen nahe, aber nicht zu nahe zu kommen, im sibirischen Alltag schnell Geschichten zu erkennen und auszureizen, mit der Kamera zu beobachten und zu erzählen – und dabei bewusst ganz bestimmte Elemente aus Reportage, Dokumentation, Fiktion und Serie zu einer neuen Form zu verbinden. Die erste »Sternflüstern«-Produktion war eine Pioniertat an allen Fronten, denn zeitgleich mussten auch neue Wege der Promotion erarbeitet werden. Ein beispielloser gemeinsamer Kraftakt von Kommunikation, Planung, Online und zahlreichen Redaktionen machten »Sternflüstern« auch zu einem ZDF-Event.

Das »Sternflüstern«-Team: Regisseur Bernd Reufels, Kameramann Lars Hauck, Kamerafrau Charlotte Hoffmann und die beiden Tonmänner Christof Oldach (erste Staffel) und Kai Gusovius (zweite Staffel) kommen alle aus dem ZDF-Hauptstadtstudio. Die komplexe Logistik meistert der sibirienerfahrene Warschauer Produzent Stanislaw Krzeminski zusammen mit dem Ersten Produktionsleiter Donald Jenichen, und die Postproduktion liegt bei der Mainzer Firma montage+. Das Abenteuer »Sternflüstern« hat uns alle zusammengeschmiedet.

Familie Rabe aus Schleswig-Holstein mit fünf Kindern zwischen acht und 19 Jahren und Familie Studte aus Sachsen-Anhalt mit der zwölfjährigen Jana sind auch lange nach ihrem ZDF-Polarabenteuer »mit der Seele noch in Sibirien« – ganz wie die Möchels aus Franken, die mit ihren vier Mädchen den letzten Winter am Baikalsee verbrachten, und die drei Klapproths aus dem Harz: Sibirien hat sie alle verändert.

Und die Zuschauer sind ihren Erlebnissen mit Spannung gefolgt. Eine Untersuchung der ZDF-Medienforschung zeigte, dass innerhalb kürzester Zeit jeder Dritte in Deutschland etwas über das ZDF-»Sternflüstern«-Projekt wusste: Tatsächlich sahen es viele als »deutsch-russische Völkerverständigung der schönsten Art«. Außerdem wurde »Sternflüstern« als »origineller Trendsetter im öffentlich-rechtlichen Bereich« empfunden, mit dem sich das ZDF als »dynamischer Entertainer« profiliere. Aus dem Projekt war schnell ein Phänomen geworden. Und ein Konzept, das auch am anderen Ende der Welt Abenteuer verheißen konnte.

S. B.

»Traumfischer« – Strand statt Schnee

ZDF-Erlebnisdokumentationen stellen eine neue Form des dokumentarischen Erzählens dar, sind aber streng nach den Regeln der Dokumentation gedreht. Weder spielt die subjektive Sicht der Autoren eine zentrale Rolle, noch wird mit Skript gearbeitet. Autoren und Redaktion suchen den Drehort und wählen die Protagonisten aus. Die Geschichten der Doku-Serien schreibt dann das Leben selbst. Das erfordert redaktionellen Mut, denn das Moment des Scheiterns ist bei dieser Erzählform allgegenwärtig.

Mit seinem im deutschen Fernsehen einzigartigen Konzept der Erlebnisdokumentation begeisterte das ZDF bereits in der Reihe »Sternflüstern«. Im Jahr 2004 wurde »Sternflüstern« nicht nur fortgesetzt, sondern eine weitere Erlebnisdokumentation gedreht, mit der die Zuschauer fremde Welten und Kulturen, ihre Menschen und deren alltägliches Leben durch die ihnen vertraute Sichtweise deutscher Familien entdeckten.

Doch welche Gegend unseres globalen Dorfes ist ähnlich faszinierend wie Sibirien und fesselt ein Millionenpublikum zur besten Sendezeit? Durch Kriege, Krisen oder Gesundheitsrisiken fielen ganze Regionen als Drehorte aus, auch die Oase der Tuaregs in der Wüste des Niger. Im März – nach wochenlangen Vorbereitungen – warnte das Auswärtige Amt vor möglichen Überfällen durch Banden aus angrenzenden Staaten. Wir entschieden uns für die Südsee. Denn wer träumt nicht ab und an vom süßen Leben unter Palmen?

Für drei Monate sollten zwei deutsche Familien am anderen Ende der Welt leben, auf einem kleinen Eiland mitten im Pazifik. Das habe, wie die anderen Inseln der Südsee, der Halbgott Maui aus den Tiefen des Meeres gefischt, um den Menschen ein neues Zuhause zu geben. Wir nannten die Serie »Traumfischer«.

Im Königreich Tonga fanden wir die ideale Insel: das Eiland Ha’ano. Eine sechs Kilometer lange Koralleninsel mit knapp 400 Einwohnern, verteilt auf vier Dörfer. Die Zeit war knapp. Ende des Jahres sollte die neue Erlebnisdokumentation ausgestrahlt werden, im Sommer musste die Produktionsgesellschaft Medi cine mit den Dreharbeiten beginnen. Unmöglich – laut offiziellen Stellen. Im Pazifik, nahe der Datumsgrenze, gehen die Uhren anders. Alles dauert seine Zeit.

Aber glücklicherweise gibt es auf Tonga Menschen, die Unmögliches möglich machen. In wenigen Wochen wurden unzählige Kisten mit rund zwei Tonnen Equipment in kleinen Booten auf die Insel verschifft, zusammen mit 6 000 Litern Trinkwasser. Ein Versorgungsschiff änderte für die Dauer der Dreharbeiten seine gewohnte Route. Auf Ha’ano selbst erzeugten zwei importierte Generatoren Strom für Kamera-Equipment, Kühlschränke und den Avid-Schnittplatz.

Anfang Mai starteten wir den Bewerbungsaufruf. Rund 400 Familien wollten die Menschen der Südsee und ihre Kultur kennen lernen. Mitte Juli standen nach aufwändigem Casting quer durch Deutschland die zwei Familien fest, und Anfang August ging es los: Jeweils zwei Elternpaare mit insgesamt fünf Kindern und ein Großvater flogen um den halben Globus, eine dreitägige Reise.

In der Doku-Serie »Traumfischer« geht es um das wahre Leben, den Alltag in der Fremde. Die Familien mussten wie ihre einheimischen Nachbarn leben. Und deren Leben ist für Fremde hart. Die europäischen Aussteiger auf den Inseln leiden unter dem ungewohnten Klima und dem einseitigen Essen. Viele haben Mangelerscheinungen oder erkranken ernsthaft.

Das erfuhren auch unsere beiden »Traumfischer«-Familien. Die ersten drei Wochen Dauerregen – kleinste Wunden entzündeten sich schmerzhaft durch die Feuchtigkeit. Dann suchten Flöhe und Läuse die Familien heim. Ratten und Kakerlaken plagten sie. Einmal war eine Familie kurz vor dem Aufgeben. Ohne die Hilfe der Einheimischen hätten beide nicht durchgehalten. In den ersten Wochen wären sie schlicht verhungert.

Aber wieder daheim, bleiben die positiven Erinnerungen. Die Familien würden jederzeit zu ihrer kleinen grünen Insel zurückkehren. In der Natürlichkeit des Insellebens entdecken die Familien Lebensqualitäten, die sie in Deutschland vermissen. Nach den harten Wochen des Einlebens schlossen sie Freundschaften und lernten das einfache Leben in der engen Dorfgemeinschaft schätzen. Jeder fand für sich die Erfüllung seines Traums von der Südsee, erlebte den Mythos der Inselwelten. Die Tränen, die am Ende der vierten Folge beim Abschied flossen, waren echt.

S. K.-B.

 
 
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