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2004  
ZDF Jahrbuch
Produktion und Technik
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Eckhard Matzel

Die Einführung von DVB-T in Deutschland

 
Eckhard Matzel
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Portable DVB-T-Endgeräte
Portable DVB-T-Endgeräte
              
 

Status des DVB-T-Ausbaus

Die Einführung von DVB-T, dem digitalen terrestrischen Fernsehen, erfolgt in der Bundesrepublik Deutschland grundsätzlich inselweise, ausgehend von Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte. Der Umstieg wird in der Regel von einer kurzen so genannten Simulcastphase begleitet, in der die Zuschauer für eine Zeit von rund drei Monaten die Programme der öffentlich-rechtlichen Programmanbieter noch über analoge Sender kleinerer Leistung empfangen können. Danach ist allerdings Schluss mit der analogen Versorgung; sie wird dann durch die digitale Versorgung vollkommen ersetzt. Nachdem in den Jahren 2002/2003 der erste bundesweite DVB-T-Umstieg in der Region Berlin/Potsdam erfolgreich abgeschlossen wurde, startete DVB-T im Jahr 2004 in weiteren Ballungsräumen Deutschlands. So gingen am 24. Mai 2004 die Regionen Köln/Bonn, Hannover/Braunschweig und Bremen/Unterweser an den Start; am 8. November folgten die Gebiete Düsseldorf/Ruhrgebiet, Hamburg/Lübeck und Kiel/ Flensburg. Schließlich gingen am 4. Oktober ARD und ZDF auch im Rhein-Main-Gebiet on air, bevor am 6. Dezember hier die Privaten folgten. Ende 2004 waren damit insgesamt rund 35 Millionen Zuschauer in Deutschland in der Lage, ihre Programme digital über Antenne zu empfangen.

Wie geht es 2005 weiter?

Nach dem Stand derzeitiger Planungen startet DVB-T am 2. Mai 2005 in Mitteldeutschland, und zwar in den Gebieten Halle/Leipzig und Erfurt/Weimar. Hier gehen erstmals die öffentlich-rechtlichen Programmveranstalter ohne die Privaten an den Start. Kurz danach ist dann auch der Süden der Republik dran, DVB-T startet hier Ende Mai im Großraum München/Südbayern und in Nürnberg. Damit wird sich die Zahl der versorgten Einwohner bis Mitte 2005 auf insgesamt rund 45 Millionen erhöhen. Dies entspricht einem Versorgungsgrad von bereits rund 55 Prozent der Bevölkerung. Eine schematische Darstellung der DVB-T-Startregionen ist in der Grafik zu sehen.

Nachdem die Einführung von DVB-T in den wichtigsten Ballungsräumen abgeschlossen sein wird – wozu auch noch Gebiete wie Stuttgart, Mannheim/Heidelberg, Bielefeld/Ostwestfalen, Schwerin und Rostock gehören, für die derzeit Einführungskonzepte erarbeitet werden –, ist nun über ein Szenario für den weiteren DVB-T-Ausbau in Deutschland zu entscheiden. Die unversorgten Bereiche konzentrieren sich dann vornehmlich auf schwächer besiedelte Gebiete und auf topografisch schwierige Regionen. Der weitere Ausbau hängt einerseits von den Ergebnissen der so genannten Stockholm-Nachfolge-Konferenz (RRC06) im Jahr 2006 ab, die eine Neuordnung der Übertragungskanäle in ganz Europa für die digitale Fernsehübertragung zum Ziel hat, andererseits aber auch von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die letztendlich den Grad der Versorgung vorgeben werden. Mit Sicherheit kann schon jetzt gesagt werden, dass ein Versorgungsgrad von 99,8 Prozent der Bevölkerung, wie er zur Zeit der analogen Ausstrahlung Realität war, aus rein wirtschaftlichen Gründen nicht mehr realisierbar sein wird. Das hätte auch wenig Sinn, da die Zuschauer in dünn besiedelten Gebieten heute auch den Satelliten zum Empfang ihrer Programme nutzen können. Eine gemeinsame Strategie zum weiteren Flächenausbau wird derzeit zwischen ARD und ZDF abgestimmt, da hier nur ein gemeinsames Vorgehen sinnvoll ist.

Laut Beschluss der Bundesregierung aus dem Jahr 1998 zur Initiative Digitaler Rundfunk (IDR) soll die Digitalisierung aller Verbreitungswege und somit auch für das terrestrische TV-Netz bis zum Jahr 2010 abgeschlossen sein. Das heißt, spätestens ab 2010, wahrscheinlich sogar schon früher, gibt es in Deutschland keine analoge terrestrische Fernsehversorgung mehr.

Der Mehrwert von DVB-T für den Zuschauer

Der Mehrwert, den DVB-T im Vergleich zum bisherigen analogen terrestrischen Fernsehen bietet, besteht in der größeren Programmvielfalt – in der Regel 20 bis 28 Programme; der Möglichkeit, Fernsehsignale portabel und mobil zu empfangen; der besseren Bild- und Tonqualität und der Möglichkeit, Programme mit interaktiven Diensten zu ergänzen, wofür bestehende Mobilfunknetze als Rückkanal genutzt werden können. Darüber hinaus ist der Installationsaufwand gegenüber Kabel und Satellit deutlich geringer.

Wirtschaftliche Bedeutung insbesondere für den Mittelstand

Der bisherige Geräteabsatz übertrifft alle Erwartungen. Nach offiziellen Angaben wurden seit Markteinführung im letzten Jahr bis Ende Oktober 2004 insgesamt rund 1,4 Millionen DVB-T-Endgeräte von der Industrie an den Handel geliefert. Davon alleine 600 000 Geräte im dritten Quartal 2004. Diese Zahlen machen deutlich, dass die Einführung von DVB-T in Deutschland bisher äußerst erfolgreich verlaufen ist und das System bereits einen festen Platz im Bereich der Programmverbreitung erobert hat.

DVB-T ist auch eine Erfolgsgeschichte deutscher Hersteller wie beispielsweise TechniSat, Lorenzen, Hirschmann, Kathrein und Satelco. Rund zwei Drittel der verkauften Set-Top-Boxen kommen von deutschen Herstellern. Die DVB-T-Boxen der Firma TechniSat, die ihre gesamte Produktpalette in drei Werken in Ostdeutschland produziert, erzielen bei Tests stets beste Bewertungen und gehören mit zu den meistverkauften Boxen. Die deutsche Autoindustrie rüstet ihre Oberklassefahrzeuge größtenteils bereits mit so genannten Hybrid-TV-Empfängern aus, die sowohl analoges Fernsehen als auch DVB-T empfangen können.

Auch bei der Sendertechnik werden hauptsächlich Produkte der deutschen Hersteller Kathrein, Plisch und Rohde & Schwarz eingesetzt. Von dem Erfolg des digitalen Antennenfernsehens profitiert also in hohem Maße der deutsche Mittelstand. DVB-T-Empfangsgeräte und -Antennen sind zu einem bedeutenden Absatzmarkt geworden.

Entwicklung portabler Endgeräte

Die DVB-T-Produktpalette reicht von Set-Top-Boxen über integrierte digitale Fernsehempfänger, Nachrüstsätze für den Fernsehempfang im Auto, DVB-T-Boxen mit USB-Anschluss bis hin zu DVB-T-Einsteckkarten für Laptops. Somit sind neben Geräten für stationären Empfang mittlerweile auch portable und mobile Endgeräte am Markt verfügbar. Der Empfang des digitalen Fernsehens auf PC und Laptop zu Hause oder unterwegs sowie während der Fahrt ist bereits möglich.

Während der TV-Empfang auf dem Laptop heute schon Realität ist, ist der Stromverbrauch für den Fernsehgenuss auf kleineren Endgeräten wie beispielsweise PDAs noch zu hoch. Es zeichnen sich aber bereits Entwicklungen ab, wodurch der Stromverbrauch nochmals deutlich gesenkt werden kann. So entwickelt die Industrie zum Beispiel Mini-DVB-T-Empfangsmodule, die als Steckkarten für den Laptop, den »TV-Walkman« bis hin zum PDA eingesetzt werden können. Die Module zeichnen sich durch sehr geringe Leistungsaufnahmen aus (etwa 0,7 Watt; zum Vergleich: Derzeitige Karten für den Laptop benötigen noch knapp zwei Watt), was eine wichtige Voraussetzung für tragbare Produkte ist, weil dadurch die Betriebsdauer deutlich erhöht wird. Die neuen DVB-T-Module werden bereits im ersten Quartal 2005 verfügbar sein.

 
 
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