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Joachim Günther

40 Jahre »ZDF SPORTstudio«

 
Joachim Günther
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Die Anfänge des »aktuellen sport-studios«
Die Anfänge des »aktuellen sport-studios«


Klappe für Wim Thoelke
Klappe für Wim Thoelke


Das sportliche Team: Peter Leissl, Michael Pfeffer, Peter Kaadtmann, Rudi Cerne, Wolf-Dieter Poschmann, Rolf Gölz
Das sportliche Team: Peter Leissl, Michael Pfeffer, Peter Kaadtmann, Rudi Cerne, Wolf-Dieter Poschmann, Rolf Gölz
              
 

Es war das wahrscheinlich heißeste Jubiläum des Jahres – das 40-jährige des »ZDF SPORTstudios« am 12. August 2003, dem Abend des Aufzeichnungstags.

Dass die Redaktion selbst in den klimatisierten Räumen schon vorher geschwitzt hatte, ob alles klappen würde und die Gäste – allen voran Franz Beckenbauer – rechtzeitig eintreffen würden, war normal. Aber dass die Moderatoren sowie alle geladenen Gäste schweißgebadet waren, weil die Sendung ausgerechnet am wärmsten Abend – 36° Celsius – des Jahrhundertsommers im Fernsehgarten aufgezeichnet wurde, war nicht beabsichtigt, passte aber zum rekordträchtigen Event.

Die schweißtreibende Angelegenheit hatte sich gelohnt. Die Jubiläumssendung mit dem Titel »Torwand, Tränen und Triumphe« war eine höchst amüsante und kurzweilige Zeitreise durch 40 Jahre deutsche Fernsehgeschichte mit den Moderatoren von heute – Wolf-Dieter Poschmann, Johannes B. Kerner, Michael Steinbrecher und Rudi Cerne – und den Moderatorenstars von gestern: Harry Valérien, Dieter Kürten, Bernd Heller und Günther Jauch. Am Ende war die Sendung drei Stunden lang, aber kein bisschen langweilig. Es war kein Blick zurück im Zorn, ganz im Gegenteil. Es war eine Reminiszenz, auf die alle stolz waren, die in den vergangenen 40 Jahren am »ZDF SPORTstudio« mitgewirkt haben – an einem, wie es der Chefredakteur Nikolaus Brender nannte, »Aushängeschild« des ZDF und einem Stück deutscher Sportgeschichte.

Dem ZDF gelang vor 40 Jahren mit dem »aktuellen sport-studio« ein revolutionäres Format. Das »sport-studio« gilt als erste Talksendung im deutschen Fernsehen und setzt bis heute Maßstäbe in der Sportberichterstattung. Wer sonst als Dieter Kürten, der Moderator mit den meisten Sendungen (375!), könnte besser beschreiben, was die ungebrochene Faszination des »ZDF SPORTstudios« ausmacht:

Eine Bahnhofsuhr mit schwarzweißem Zifferblatt, das Pianovorspiel zu Max Gregers schmissiger Fanfare, der Kameraschwenk durchs Studio: Es ist Samstagabend gegen 22. 00 Uhr, der Moderator begrüßt die Gäste im Studio und die Zuschauer zu Hause zum »aktuellen sport-studio«1. Die charmant-altertümliche Prozedur, seit 40 Jahren praktisch unverändert, gehört zu diesem Dinosaurier der Fernsehunterhaltung offensichtlich wie das Amen zur Kirche. Das Ausrangieren der berühmtesten Litfaßsäule der Nation – von Hand gedreht! – und die Umbenennung der Sendung von »das aktuelle sport-studio« in »ZDF SPORTstudio« im Jahr 2000 – das sind, von Farb-, Licht- und Simulationseffekten einmal abgesehen, die markantesten Neuerungen. Kulturkritikern haben wir stets selbstbewusst entgegengehalten: Never change a winning team – auch wenn wir an manchem alten Zopf nicht etwa aus Überzeugung festhalten, sondern aus Rücksichtnahme auf die Vorlieben unserer Zuschauer. Als wir uns endlich durchgerungen hatten, die Torwand abzuschaffen oder sie zumindest für längere Zeit aus dem Verkehr zu ziehen, drohte unsere Stammkundschaft umgehend mit Liebesentzug; wenige Monate später wurde wieder geballert, und so ist es bis heute geblieben: drei unten, drei oben, Samstag für Samstag. Rituale sind robust und Legenden langlebig, das mussten wir lernen. Marketingexperten haben unsere Reformskepsis unterstützt: In einer Welt des rasanten Wandels von Waren und Werten müssten gerade lieb gewordene Traditionen wie das samstagabendliche »SPORTstudio« an ihren Markenzeichen festhalten. Ästhetische und konzeptionelle Innovationen ja – aber behutsam und mit Augenmaß. Daran haben wir uns über all die Jahre gehalten und sind gut damit gefahren. Vermutlich gilt der Befund der Süddeutschen Zeitung zum 30. Jubiläum des »SPORTstudios« auch zehn Jahre später noch: »Ehrlich gesagt, missen wollen wir es nicht, dieses Ritual: von Livegästen euphorisch beklatscht, von Sportgrößen gern besucht und von uns Kritikern immer wieder beschimpft.«


1 Dieter Kürten: Drei unten, drei oben. Rowohlt, Reinbek 2003

 
 
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