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2003  
ZDF Jahrbuch
Programmbouquet und Beteiligungen
Gottfried Langenstein
Engelbert Sauter
Heiko Holefleisch
Simone Emmelius
Barbara Biermann
Bodo H. Hauser
Reinhold Elschot
Ernst Elitz

Reinhold Elschot

Die Schultern des Produzenten

 
Reinhold Elschot
Reinhold Elschot


Das Kölner »SOKO«-Team: Kerstin Landsmann, Jophi Ries, Gundula Rapsch, Mike Hoffmann, Clelia Sarto
Das Kölner »SOKO«-Team: Kerstin Landsmann, Jophi Ries, Gundula Rapsch, Mike Hoffmann, Clelia Sarto


»Halt durch, Paul«: Paul (Horst Schroth) und seine Frau Marlene (Mignon Remé)
»Halt durch, Paul«: Paul (Horst Schroth) und seine Frau Marlene (Mignon Remé)


»Nachtschicht – Amok!«: Randy Schlosser (Uwe Ochsenknecht) mit der Kommissarin Mimi Hu (Minh-Khai Phan-Thi)
»Nachtschicht – Amok!«: Randy Schlosser (Uwe Ochsenknecht) mit der Kommissarin Mimi Hu (Minh-Khai Phan-Thi)


Gerichtsvollzieher Gottfried Blechmann (Gustav Peter Wöhler) in Not. Szene aus »Nachtschicht – Amok!«
              
 

Wir starten mit einer Anekdote aus den Anfangsjahren der Firma Network Movie: Als wir dem Regisseur eines höchstdekorierten, von Network Movie produzierten, sehr ernsten Fernsehfilms sagten, was die Firma als Nächstes vorhabe, nämlich eine heitere, populäre Familienserie, musste er zunächst schlucken, um dann zu sagen: Er wisse ja schon, ein Produzent müsse auf vielen Schultern tragen …

Spätestens nach fünf Jahren Network Movie stimmen wir zu: Ein Produzent muss, das ist das Mindeste, im Stande sein, unterschiedliche Programmsorten, Programmfarben zu produzieren. Und so produziert die ZDF-Enkeltochter Network Movie mittlerweile für beinahe alle Sendeplätze, auf denen das ZDF Fiction anbietet: In der 18-Uhr-Leiste läuft die neue Serie »SOKO Köln«, um 19.25 Uhr die Familien-Comedy »Halt durch, Paul«, als 20.15-Uhr-Serie sind die »girl friends« zu sehen, als Samstagskrimi unter anderem »Einsatz in Hamburg«, in der Sonntagsprimetime Fernsehfilme wie »Das verräterische Collier« nach Charlotte Link, in der zweiten Primetime am Sonntag internationale Koproduktionen wie die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell, zu späterer Uhrzeit dann koproduzierte Fernsehfilme der Redaktion Das kleine Fernsehspiel wie »Reconstruction«, übrigens in Cannes hochdekoriert und von Dänemark in das Oscar-Rennen entsandt; dazu kommen Fernsehfilme der Woche wie Lars Beckers »Nachtschicht«, »Liebe Schwester« mit Anja Kling und Maja Maranow und »Tod im Park« mit Barbara Rudnik.

Vielfalt in den Sorten, den Farben – Einheit in der Qualität: Das ist der Anspruch von und an Network Movie. Was aber meint Qualität? Network Movie hat hier ein internes Bewertungsschema entwickelt, das versucht, die Parameter von Qualität zu definieren und in eine Ordnung zu bringen.

Qualität leitet sich danach aus vier Faktoren ab: erstens aus der eigenen Einschätzung des Programms – von Relevanz und Attraktivität des Stoffs und des Themas bis zur Betrachtung von Angemessenheit oder Besonderheit der Umsetzung; zweitens aus der Einschätzung des Auftraggebers, der seine Sendeplätze im Blick haben und wissen muss, wie das jeweilige Programm hier zu Bestand, Auffälligkeit und Perspektive beiträgt; drittens die Meinung der Publizistik, die Presseresonanz also, die im Vorfeld ebenso wie die Fernsehkritik eine Rolle spielt; viertens die Zuschauerzahlen, die sehr differenziert betrachtet werden – absolute Einschaltquote, Demographie, Zuschauerverlauf und Konkurrenzprogramm. Diese Betrachtung hat Konsequenzen – zunächst fürs eigene Handeln. Vier Beispiele aus dem Jahr 2003:

»Liebe Schwester«

Eine junge Frau, unheilbar an Krebs erkrankt, flüchtet sich in ihren letzten Wochen zu ihrer Schwester, die gerade am Beginn einer viel versprechenden Karriere steht. Am Ende wird die eine Schwester sterben, und die andere wird ihr Leben geändert haben, es anders anschauen. Denn wem der Tod so nahe kam, wird künftig ein anderer sein. Ein Film über Verdrängung, über das Sterben, über den Einbruch des wirklichen Lebens in ein Berufsleben. Ein Film, so produziert, dass möglichst viele Zuschauer sich interessieren mögen für den an sich nicht angenehmen Stoff: mit Anja Kling und Maja Maranow sehr populär besetzt, von Matti Geschonneck (»Wer liebt, hat Recht«) feinfühlig und sicher inszeniert, von Wedigo von Schultzendorff (Woody Allens »Hollywood Endings«) hervorragend fotografiert, von Inge Behrens (»Solo für Klarinette«) perfekt geschnitten. Der Eröffnungsfilm der TV-Movie-Reihe des Filmfests München, von den Kritikern hochgelobt, mit respektablen vier Millionen Zuschauern bei harter Konkurrenz. Ein, ja, öffentlich-rechtlicher Fernsehfilm.

»Tod im Park«

Eine Frau kommt zurück in den Ort, in dem sie aufgewachsen ist: nach Schwerin. Sie arbeitet für das BKA. Sie kommt, um ihren Vater zu beerdigen. Doch dann wird sie in einen Fall hineingezogen, in dem ihr Vater, der noch zu DDR-Zeiten aktive Polizist, eine Rolle gespielt haben könnte. Ein Film über eine Tochter und ihren Vater, über unbewältigte Vergangenheiten – in den Beziehungen der Menschen und beim Zusammenwachsen zweier Länder. Ein ernster Kommentar zur Ostalgie, in der die DDR gern mal zum Operettenstaat mutiert. Vor allem aber ein spannender Kriminalfilm des Regisseurs Martin Eigler mit einer herausragenden Barbara Rudnik in der Hauptrolle, die dem Fernsehfilm der Woche mit 6,22 Millionen die höchste Einschaltung im Jahre 2003 bescherte – und auch so dafür sorgte, dass von Schwerin und Hannah Schwarz, so Barbara Rudniks Rollenname, künftig im ZDF mehr zu sehen sein wird.

»SOKO Köln«

Die SOKOs – insbesondere die »5113«, aber auch »Leipzig« und »Kitzbühel« – zählen zu den Leistungsträgern im ZDF-Programm. Eine neue SOKO musste, so die Forderung des ZDF und die Herausforderung an den Produzenten Network Movie, den Erfolg der »SOKO«-Familie stabilisieren und zugleich Impulse setzen in Richtung Frische und Verjüngung. Dies scheint mit »SOKO Köln« zu gelingen: Das Kölner Frauenkommissariat mit Gundula Rapsch, Clelia Sarto und Kerstin Landsmann sowie Jophi Ries und Mike Hoffmann spielt, dass es eine Freude ist, ihnen zuzusehen; den vielen Autoren fällt viel ein, die Regisseure gehen mit viel Liebe mit dem Format um, und die Zuschauer mögen offenbar das Mehr an Humor im Umgang mit dem Leben – die Einschaltquoten stabilisieren sich in einem erfreulichen Korridor.

»Halt durch, Paul«

Das wohl schwierigste Unterfangen – ein Genre, mit dem vor allem die kommerziellen Sender erfolgreich sind, die Sitcom, die Comedy, in die ZDF-Primetime zu bringen. Redaktion und Produzent entschieden sich für das Modell der Familien-Comedy mit einem als Kabarettist bekannten Protagonisten: Horst Schroth füllt mit seinen Programmen »Herrenabend« und »Katerfrühstück« landauf, landab die Säle. »Halt durch, Paul« ist eine Familien-Comedy, die ihren Platz im wirklichen Leben hat und dessen Abstrusitäten und Besonderheiten aufs Korn nimmt. Nicht so trashig wie manches Angebot der Privaten, nicht so brav wie anderes Programm – das auch an dieser Stelle ungenannt bleiben soll.

Das, was die ZDF-Enkeltochter Network Movie will, hat Hans Janke, Fernsehspielchef und stellvertretender Programmdirektor, einmal definiert, lange bevor es Network Movie gab: Qualität und Quote. Das gelingt nicht immer, kann wohl nicht immer gelingen, steht aber als Zieldefinition auf allen Offerten der Firma, immer im Interesse und hoffentlich zumeist auch zur Freude des Zuschauers.

Zum Schluss noch ein Hinweis in eigener Sache: Network Movie hat sich nach fünf Jahren, dem einen oder anderen Programmerfolg und aufgrund gestiegener Erwartungen an die Firma vergrößert: Jutta Lieck-Klenke, die in anderem Zusammenhang Erfolgsformate wie »Bella Block« und »girl friends« produziert hat, kam als zweite Geschäftsführerin an Bord – damit alles noch besser wird.

 
 
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