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Barbara Biermann

»logo!« - ein Meilenstein im deutschen Kinderfernsehen

 
Barbara Biermann
Barbara Biermann
              
 

Als das ZDF vor 40 Jahren an den Start ging, war vom Kinderfernsehen weit und breit noch nichts zu sehen. Und an eine Nachrichtensendung speziell für Kinder hätten selbst die fortschrittlichsten Fernsehredakteure in ihren kühnsten Träumen nicht gedacht. Kinder sollten dem »schädlichen« Einfluss dieses neuen Mediums nicht ausgesetzt werden. Diese Position wurde zum Glück nicht allzu lange vertreten, und heute verfügt das ZDF über einen überaus großen und sehr wertvollen Schatz an Kinderprogrammen.

Seit 15 Jahren gehört auch »logo!« dazu – die einzige tägliche Nachrichtensendung für Kinder im deutschen Fernsehen. Die Idee ist so einfach wie bestechend: Nachrichten, die über alles berichten, aber nicht alles zeigen, weil die Zuschauer Kinder sind. Diesem Anspruch hat sich »logo!« in über 4 000 Sendungen gestellt. Und die damit verbundene tägliche Gratwanderung der Redakteure kann sich jeder Journalist ausmalen: über einen grausamen Anschlag berichten, ohne die brutalen Bilder zu zeigen und gleichzeitig die Kinderfrage nach dem Warum? beantworten; ein politisches Ereignis nicht vermelden, sondern wie eine Geschichte erzählen und das Ganze für Kinder interessant machen; Zusammenhänge herstellen und auch schwierige Themen wie Kindesentführungen so aufbereiten, dass Ängste aufgefangen werden, und vor allem Antworten geben: Wieso gibt es keinen Frieden in Israel? Was ist ein genetischer Fingerabdruck? Warum kann ein Schauspieler Politiker werden? Darüber hinaus berichtet die Nachrichtensendung aber auch über Kinderaktionen, über Umweltthemen, über Musik, Tiere und Sport sowie das Neueste aus der Welt der Promis. So finden Kinder in der Sendung alle Themen, über die sie auch auf dem Schulhof sprechen. »logo!« schaut Forschern über die Schulter oder begleitet Stars bei ihrem Konzert. Dabei sucht »logo!« stets spannende und treffende Informationen und die Geschichte hinter der Nachricht. Es geht um den Blickwinkel der Kinder, um ihre Lebenswelt und nicht darum, was Erwachsene meinen, was Kinder zu interessieren habe.

Dass die Idee der Kindernachrichten auch nach 15 Jahren noch trägt, hängt sicher mit dem engen Draht der Redaktion zu ihren Zuschauern zusammen. Über die vielen täglichen Anrufe und Mails erfahren die Macher, was die Kinder interessiert und welche Fragen sie haben. Die Frage, was etwa die Rentenreform mit der Lebenswirklichkeit eines Zehnjährigen zu tun hat, gehört deshalb ganz an den Anfang der Recherche. Seit der ersten Sendung am 25. Januar 1988 ist die Welt unübersichtlicher und die Nachrichtensendung für Kinder deshalb umso notwendiger geworden. In den ersten Jahren war es der Golfkrieg, der den Redakteuren vor Augen führte, wie wichtig »logo!« für Kinder ist. Hunderte von Bildern, mit denen Kinder ihre Ängste und Sorgen ausgedrückt hatten, gingen per Post an die Redaktion. Die Reaktionen der jungen Zuschauer auf die Anschläge vom 11. September 2001, den Amoklauf in Erfurt und den Irak-Krieg haben gezeigt, dass die Sendung zur Instanz für Kinder geworden ist, bei der sie ihre Fragen loswerden können und Antworten bekommen.

Nähe zu den Zuschauern herzustellen ist eine wichtige Aufgabe auch für die Moderatoren. Sie schreiben ihre Nachrichtentexte und Moderationen selbst, ohne die Welt von oben herab zu erklären. Als junge Journalisten sprechen sie die Sprache ihrer Zuschauer und strahlen gleichzeitig Glaubwürdigkeit und Nachrichtenkompetenz aus. Dass bei »logo!« auch immer Kinder zu Wort kommen, war von Anfang an selbstverständlich. Die »logo!-Redezeit« gibt Kindern seit 1991 die Möglichkeit, ihre Probleme mit der Welt der Erwachsenen aus ihrer Sicht darzustellen. Wenn ein Mädchentreff geschlossen oder eine Umgehungsstraße direkt an der Schule vorbeiführen soll, dann sagen Kinder vor laufender Kamera den Verantwortlichen, was sie davon halten und treten für ihre Interessen ein. Die jungen Zuschauer erfahren hier, dass auch Dinge aus ihrem Erfahrungsbereich mit Politik zu tun haben. Die »Redezeit« ist die längste und erfolgreichste interaktive Aktion von »logo!«, deren Markenzeichen inzwischen das »logo!mobil« geworden ist, der bunte Kleinbus in »logo!«-Optik. Mit ihm kommt »logo!« zu den Kindern und ist überall dort vor Ort, wo Kinder sich für ihre Interessen einsetzen. Auf Kinderfesten und anderen Veranstaltungen ist das »logo!mobil« nicht nur Blickfang, sondern auch Redeforum und Infostand zugleich. Wann immer es möglich ist, sucht »logo!« so den Kontakt zu seinen Zuschauern und bietet damit ein Stück Fernsehen zum Anfassen.

Die »logo!«-Kinderreporter stellen eine weitere Rubrik dar, die in der Redaktion erfunden und über 15 Jahre weiterentwickelt worden ist. Kinder fragen, was Erwachsene sich oft nicht trauen. Mit ihrer entwaffnenden Offenheit entlocken sie Politikern Antworten jenseits einstudierter Kommentare. Die Kinderfrage an Bundeskanzler Schröder »Warum kotzen Sie auf die Grünen?« brachte es in die Schlagzeilen der großen Blätter. Auch andere Politiker wurden durch ähnlich direkte Fragen schon in Verlegenheit gebracht. Die zehnjährige Sophie wollte vor der Bundestagswahl von Edmund Stoiber wissen, »worin er wirklich spitze und worin er eine Pfeife ist«. Die Kinderreporter sind keine Medienprofis, sondern einfach nur wissbegierig und aufgeweckt. Die vermeintlich »süßen Kleinen« prüfen bei Politikern stets, ob ihre Interessen und Fragen ernst genommen werden. Und für die Redaktion steht beim Einsatz der Kinderreporter vor allem ein Ziel im Vordergrund: Kindern Politik näher bringen.

»Kinder haben ein Recht auf Information«, heißt es in § 17 der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. Bereits seit 1988, ein Jahr vor Ratifizierung der UN-Konvention durch die Bundesrepublik Deutschland, kommt das Kinder- und Jugendprogramm mit »logo!« der dort festgehaltenen Verpflichtung nach. Susanne Müller, meine Vorgängerin und jetzige Leiterin der Hauptredaktion Neue Medien, brachte die Sendung vor 15 Jahren auf den Bildschirm. Gemeinsam mit dem damaligen Leiter der Redaktion Kinder und Jugend, dem heutigen Intendanten des ZDF, Markus Schächter, hat sie auch Kritiker davon überzeugt, dass kindgerechte Informationen mehr emotionale Sicherheit in die Kinderwelt bringen als ängstliches Verschweigen. Seit 1998 werden die ZDF-Kindernachrichten exklusiv für den Kinderkanal (KI.KA) produziert und machen diesen zu einem richtigen Vollprogramm.

Seit September 1998 gibt es die Kindernachrichten auch im Internet. Unter www.logo.tivi.de erfahren Kinder, was in der Welt passiert und sind mit den »logo!-News« immer auf dem neuesten Stand. Das »logo!«-Online-Angebot ist damit eines der wenigen tagesaktuellen Nachrichtensendungen für Kinder im Internet. Im Nachrichtenquiz und im Wissensspiel können Kinder täglich ihr Wissen testen. Und natürlich ist auch hier die Meinung der Kinder gefragt: bei Umfragen zu aktuellen Themen wie beispielsweise Werbung an Schulen, Rauchen oder Taschengeld.

Seit Anfang des Jahres schließlich befriedigt »logo!« die Neugier von Kindern auf das, was auf der Welt passiert, sogar mit einer zweiten Sendung. Neben der werktäglichen Ausstrahlung um 16.50 Uhr im KI.KA sendet »logo!« dort nun auch live um 19.50 Uhr. Das belegt einmal mehr, dass »logo!« sich in seiner 15-jährigen Geschichte zu einer festen Größe im Kinderprogramm entwickelt hat – zu einem Meilenstein des deutschen Kinderfernsehens.

 
 
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