ZDF.de
                Kontakt    
Suche
Erweiterte Suche
 
2002  
ZDF Jahrbuch
Aus der Programmarbeit
Nikolaus Brender
Peter Frey
Thomas Bellut
Wolf von Lojewski/Claus Kleber
Bettina Schausten
Elmar Theveßen
Eberhard Piltz
Udo van Kampen
Uwe Kröger
Dirk Sager
Alexander von Sobeck
Maria von Welser
Joachim Holtz
Eberhard Figgemeier/Dieter Gruschwitz/Rainer Deike
Hans Janke
Heike Hempel/Claudia Tronnier
Hans Helmut Hillrichs
Werner von Bergen
Carola Wedel
Susanne Krummacher
Claus Beling
Birte Dronsek/Axel Laustroer
Anca-Monica Pandelea

Carola Wedel

Langzeitprojekt Museumsinsel

 
Carola Wedel
Carola Wedel


Modell der Museumsinsel im Jahr 2015
Modell der Museumsinsel im Jahr 2015


Das Alte Museum am Lustgarten
Das Alte Museum am Lustgarten
              
 

Es hat etwas Faszinierendes, zwischen herabfallenden Mörtel- und Wandteilen zu stehen, umgeben von den hohen Kreischtönen arbeitswütiger Sägen, die Augen voll Staub, die Klamotten in wenigen Minuten zur Unkenntlichkeit eingepudert. Denn für die Wiederherstellung der Museumsinsel kann der Einsatz gar nicht hoch genug sein. Mehr als eine Milliarde Euro sollen Wiederaufbau, Modernisierung und Ergänzung kosten. Da können wir – Kamera, Ton und Redaktion – mit unserem Engagement natürlich nicht kleinlich sein.

Seit knapp zwei Jahren sind wir zwischen, auf und unter den fünf einzigartigen Bauten dieses gewaltigen Kleinods schon unterwegs. Hoch oben auf der Kuppel des Bode- und tief in den Katakomben des Pergamonmuseums, in den Höfen des Alten Museums genauso wie in den baufälligen, für die Öffentlichkeit gesperrten Räumen und Treppenhäusern der »schönsten Ruine Berlins«, dem Neuen Museum. Zwei Dokumentationen über die Wiederherstellung der Museumsinsel haben wir schon gemacht. Die Reportage »Die Rückkehr der Alten Meister« zur Wiedereröffnung der Alten Nationalgalerie nach der Generalinstandsetzung im Dezember 2001. Ein knappes Jahr später »Die neue Museumsinsel: der Mythos – der Plan – die Vision«. Ein Bericht über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieses einzigartigen Museumskomplexes mitten in der Spree. Seit dem Jahr 2000 UNESCO- Weltkulturerbe. Fünf solitäre Bauten von einigen der bedeutendsten deutschen Architekten: Karl Friedrich Schinkel bis Alfred Messel. 6000 Jahre Menschheitsgeschichte, festgehalten in Malerei und Skulptur, wertvollen Gegenständen der Alltagskultur und Elementen herausragender Baukunst. Pergamonaltar und Prozessionsstraße von Babylon, Mschatta-Fassade und Aleppo-Zimmer. Werke von Caspar David Friedrich bis Manet, von Menzel bis Max Liebermann. Skulpturen von Schadow, Rauch und Rodin. Tausende von hochkarätigen Meisterwerken im größten Universalmuseum der Welt.

Noch acht weitere Features sollen folgen. So sieht es der Medienkooperationsvertrag vor, den ZDF/ 3sat mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) geschlossen hat. Die SPK mit insgesamt 17 Museen, zwei Staatsbibliotheken, etlichen Archiven und 2 400 Mitarbeitern die größte kulturelle Einrichtung Deutschlands, getragen von der Bundesregierung und den 16 Länderregierungen. Nach diesem Abkommen wird, neben Berichten in »Kulturzeit« und den aktuellen Sendungen des ZDF, in jedem Jahr für »Kulturzeit extra« eins der Häuser der Museumsinsel vorgestellt, mit seinen Sammlungen und seiner Geschichte, seinen Problemen und Perspektiven. Dazu kommen Themen wie »Museumskonzepte heute«, die sich an Ereignissen der Museumsinsel wie beispielsweise dem Museumsinselfestival festmachen. Features, die auch im ZDF, PHOENIX und im digitalen ZDFdokukanal ausgestrahlt werden. ZDF Enterprises hat die Aufgabe übernommen, sie per VHS-Mitschnitt auch interessierten Käufern zugänglich zu machen.

Und nicht nur das. Am 10. Oktober 2001 wurde das ZDF eines der Gründungsmitglieder des Kuratoriums für die Museumsinsel. Während die anderen – darunter Allianz, DaimlerChrysler, Bertelsmann, KPMG, Siemens, J. P. Morgan – den Wiederaufbau der Museumsinsel finanziell unterstützen, hat das ZDF vor allem publizistische Aktivitäten vor, will öffentliche Aufmerksamkeit, Interesse und Engagement für dieses großartige Kleinod erzielen. Geplant ist aber auch, Konzerte und Theaterveranstaltungen von der Museumsinsel zu übertragen oder sportliche Aktionen wie etwa einen »Volkslauf um die Insel«.

Große Anstrengungen für ein hohes Ziel. Zum einen geht es um die Wiederherstellung der zum Teil immer noch vom Zweiten Weltkrieg beschädigten Häuser und ihre Modernisierung mit Technik und Klimaanlagen, um die Kunstwerke auch in Zukunft sicher zu erhalten. Zum andern gilt die Museumsinsel, auf der seit Jahren die nach dem Zweiten Weltkrieg in Ost- und Westdeutschland verstreuten Kunstschätze des Preußischen Kulturbesitzes wieder zusammengetragen werden, als der Ort, wo das Zusammenwachsen von Ost und West, alten und neuen Ländern symbolisch und ganz konkret täglich mehr Gestalt annimmt. Nicht nur die Kunstwerke, sondern auch viele Menschen aus alten und neuen Ländern, Kuratoren ebenso wie Archivare, Restauratoren wie Handwerker der verschiedensten Gewerbe lassen hier zusammenwachsen, was lange Zeit – scheinbar – nicht zusammengehörte. Insofern ähnelt die Situation jener von damals, fünf Jahre nach 1871, dem Jahr der Reichsgründung, als die Nationalgalerie, das dritte Gebäude auf der Museumsinsel, als Symbol des vereinigten Nationalstaates eröffnet wurde. Damals wie heute: Kunst als das einigende Element.

Im Jahr 2003 steht das Pergamonmuseum auf dem Programm unserer Feature-Berichterstattung: das meistbesuchte Haus der Museumsinsel. 2003 jähren sich so bedeutende deutsche Ausgrabungen wie Pergamon – 125 Jahre – und Assur – 100 Jahre. Zum andern sind viele Entscheidungen, die die zukünftige Erscheinung des Hauses betreffen – Architekt des Umbaus: Oswald Matthias Ungers –, immer noch offen. Im Jahr 2003 sollen sie endgültig entschieden werden. Zunächst wird es aber darum gehen, das Haus in seiner Entstehung, mit seinen drei Museen, der Herkunft seiner archäologischen Kunstwerke und den Menschen vorzustellen, die es »neben dem Louvre und dem British Museum zu einem der bedeutendsten Museen architektonischer Altertümer gemacht haben«.

Das Pergamonmuseum wurde als letztes der fünf Museen auf der Museumsinsel gebaut. Zuerst gab es nur ein Provisorium für die Sensationsfunde aus Kleinasien. Nach Entwürfen von Alfred Messel hat nach dessen frühem Tod Stadtbaurat Ludwig Hoffmann den riesigen Neubau dann vielen, auch wirtschaftlichen Problemen zum Trotz, bis 1930 fertiggestellt. Dieses Gebäude beherbergt heute drei Museen:

Die Antikensammlung: Hier werden Kunstwerke des griechischen und römischen Altertums gezeigt. Hauptanziehungspunkt ist der Pergamonaltar. Sein Skulpturenfries zählt zu den Meisterwerken der hellenistischen Kunst. Das Markttor von Milet ist ein Glanzstück römischer Architektur. Aber auch Bauteile aus Baalbek und Magnesia sowie Skulpturen, Münzen, Schmuck gehören zu den Exponaten.

Das Vorderasiatische Museum: Auf 2 000 Quadratmetern vermittelt es einen faszinierenden Eindruck von der 6000 Jahre umfassenden Geschichte, Kultur und Kunst im Vorderen Orient. Zu den bedeutenden Baudenkmälern, die von deutschen Wissenschaftlern im heutigen Irak, Syrien und der Türkei ausgegraben worden sind, gehören das Tor der Ischtar und die Prozessionsstraße aus Babylon, ein assyrischer Palastraum, Teile von Tempeln, Königsgräber und Tontafeln mit Belegen der ersten abstrakten Schrift.

Museum für Islamische Kunst: Die Fassade der Omajaden-Moschee Mschatta ist die größte Bauplastik im Islam-Museum. Aber auch eine Kuppel aus der Alhambra und Gebetsnischen sind Höhepunkte. Insgesamt zeigt das Museum die Kunst vieler islamischer Völker vom 8. bis ins 19. Jahrhundert. Die Werke stammen aus einem Gebiet, das von Spanien bis nach Indien reicht. Einige von den Orten, aus denen diese Objekte stammen, werden im Feature vorgestellt.

Nach mehrjähriger Arbeit soll im kommenden Jahr die Restaurierung des Frieses »Kampf der Götter gegen die Giganten« am Pergamonfries abgeschlossen werden. Ein Initial für weitere Vorbereitungen zur Gesamtinstandsetzung und Ergänzung des Gebäudes. Nicht unumstritten sind dabei die Pläne von O. M. Ungers, einen neuen vierten Flügel vor das Pergamonmuseum zu setzen und unter dem Ehrenhof neue Ausstellungsräume zu schaffen. Ein kulturpolitisches Thema. Die immer wieder gestellten Fragen nach der Rückgabe von Beutekunst sind ein Weiteres.

Einige Stichworte zu den Themen, derer wir uns in den kommenden Jahren annehmen wollen:

2004: »Visionen werden Wirklichkeit« – die neue Eingangshalle und andere Museumskonzepte. Das meistumstrittene Element des Masterplans für die neue Museumsinsel, die neue Eingangshalle, soll zum Anlass dafür werden, einmal nachzusehen, wie in anderen bedeutenden Museen der Welt heutzutage mit den vielen Besuchern umgegangen wird, welche Bedeutung Museen heute haben.

2005: »Aus dem Ruinenschlaf geweckt« – das Neue Museum. Seit dem Jahr 2002 ist es so weit: Die schönste Ruine Berlins, das Neue Museum, wird aus seinem Dornröschenschlaf geweckt, in dem es seit dem Zweiten Weltkrieg als Ruine lag. Wir berichten vom Stand der »behutsamen Erneuerung«, mit der der englische Architekt David Chipperfield das Haus wiederherstellt und ergänzt und erzählen von seiner Geschichte.

2006: »In neuer Pracht – das Bodemuseum«. Wilhelminischer Barock für christliche Kunst: Nach jahrelangem Umbau, Renovierungs- und Ergänzungsarbeiten wird im Jahr 2006 das Bodemuseum an der Spitze der Museumsinsel wiedereröffnet. Anlass, die verschiedenen Phasen der Wiederherstellung noch einmal Revue passieren zu lassen.

 
 
zum Seitenanfang   
 
über das ZDF Impressum Kontakt   Erweiterte Suche © ZDF 2003
zdf.de ZDFinfokanal ZDFdokukanal ZDFtheaterkanal arte 3sat phoenix kika