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2002  
ZDF Jahrbuch
Aus der Programmarbeit
Nikolaus Brender
Peter Frey
Thomas Bellut
Wolf von Lojewski/Claus Kleber
Bettina Schausten
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Eberhard Piltz
Udo van Kampen
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Bettina Schausten

Die Ersten des Tages
Zehn Jahre "ZDF-Morgenmagazin"

 
Bettina Schausten
Bettina Schausten


Bettina Schausten bei der Eröffnung des Kanzleramts 2001
Bettina Schausten bei der Eröffnung des Kanzleramts 2001


Im Gespräch mit Xavier Solana
Im Gespräch mit Xavier Solana
              
 

Zehn Jahre »Morgenmagazin« – das sind zehn Jahre Informationen aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur am frühen Morgen. Zehn Jahre »Morgenmagazin« – das ist aber auch eine Erfolgsgeschichte des öffentlich-rechtlichen Fernsehens.

Nach seinem Start im Juli 1992 gelang es dem gemeinsamen Frühprogramm von ZDF und ARD in kürzester Zeit, sich einen festen Platz in der Fernsehlandschaft zu erobern und ihn als Marktführer bis heute zu verteidigen. Dass das gelang, liegt an einem von Beginn an tragfähigen Grundkonzept, das dem Bedürfnis der Zuschauer nach Information, Unterhaltung und Service am frühen Morgen Rechnung trägt, aber auch am Mut seiner Macher, der Lust zum Wandel und zur Erneuerung, dem Raum für Kreativität. Die frühe Sendezeit und – für das ZDF – der Standort Berlin waren und sind dabei günstige Bedingungen.

Am Anfang stand echte Pionierarbeit. Ein Trupp aus jungen, engagierten Redakteuren und Reportern aus Ost- und Westdeutschland unter der Leitung von Peter Frey machte die Nacht zum Tag. Auf dem BUFA-Gelände in Berlin-Tempelhof ging das Team ans Werk, bastelte und entwickelte Konzepte und Ideen, verwarf sie wieder, um schließlich den Grundstein zu legen für eine Sendung, die bis heute ihrem Anspruch treu geblieben ist, den Zuschauer rundum zu informieren und dabei trotzdem gut gelaunt in den Tag zu schicken.

Dabei war der Standort Berlin von Beginn an sowohl Verpflichtung als auch Herausforderung. Metropole, Hauptstadt und schließlich Regierungssitz – der Ort, an dem Ost und West wie an keinem anderen in Deutschland aufeinander treffen. Das Zusammenwachsen von Ost und West nicht vom Mainzer Lerchenberg, sondern von Berlin aus zu beobachten, war in jedem Fall die richtige Entscheidung. Von Anfang an lag der Schwerpunkt der Berichterstattung auf der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklung Ostdeutschlands nach der Wende. So begleitete das »Morgenmagazin« den Streik der Kali-Kumpel in Bischofferode oder die Folgen der verheerenden Oderflut auch mit ausgiebigen Live-Schalten.

Immer wieder schaute die Redaktion auf die sozialen Brennpunkte, analysierte wirtschaftliche Konzepte, beobachtete Aufschwung und Niedergang einzelner Regionen, befragte Politiker und Fachleute, Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Aber auch der Blick über die deutschen Landesgrenzen hinaus kam nie zu kurz – ob Europa im Vorfeld der EU-Osterweiterung, US-Präsidentenwahlen, Naturkatastrophen wie das Erdbeben im japanischen Kobe: Das »Morgenmagazin« berichtete live und zuverlässig über den aktuellen Stand der Dinge. Von jeher war dies Herausforderung und Anspruch der Sendung, am Beginn der Informationsstafette eines Tages zu stehen, die Ersten des neuen Tages, nicht die Letzten des Vortages zu sein.

Zum Jahreswechsel 1999/2000 noch einmal Pionierarbeit: Mit dem Umzug nach Berlin-Mitte, in den Zollernhof Unter den Linden, rückte noch mehr in den Vordergrund, was der Standort Berlin für das »Morgenmagazin« bedeutet. Von nun an lagen das ZDF-Hauptstadtstudio und das Regierungsviertel in unmittelbarer Nachbarschaft. So setzte das »Morgenmagazin« kurz nach dem Regierungsumzug bereits einen Schwerpunkt, indem es eine Woche lang das Studio verließ und komplett live von exponierten Standorten in Berlin sendete, wie dem Brandenburger Tor, dem Reichstag oder dem Potsdamer Platz. Wolfgang Thierse, Angela Merkel, Hans Eichel, Jürgen Trittin und viele mehr wurden an historischen Schauplätzen zur »Berliner Republik« befragt. Auch die Eröffnung des Bundeskanzleramts, von Helmut Kohl geplant, von Gerhard Schröder eher missmutig bezogen, oder die dramatische Vertrauensabstimmung im Bundestag zum Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan nutzte das »Morgenmagazin«, um live und direkt vom Ort des Geschehens zu berichten.

Immer gehörte dies zum »Morgenmagazin«: Es verarbeitet nicht nur Nachrichten, es macht Nachrichten. Für Nachrichtenagenturen und Hörfunksender ist das »Morgenmagazin« mit seinen tagesaktuellen Live-Interviews die Nachrichtenquelle des frühen Tages. Themen werden hier gesetzt. Das publizistische Echo ist enorm, allein im Wahljahr 2002 bezogen sich mehr als 300 Agenturmeldungen auf Politiker-Äußerungen im »ZDF-Morgenmagazin«. Und so stehen auch Minister, Fraktionsvorsitzende und Parteichefs in aller Herrgottsfrühe auf, um auf dem Weg ins Parlament oder ins Ministerium im »Morgenmagazin« Rede und Antwort zu stehen. Das Studio im Zollernhof wird so zum morgendlichen Treffpunkt für Gespräche und Diskussionen, und die Palette reicht über das 1:1-Interview weit hinaus. Es liefert politische Kontroversen, wenn sich etwa die Generalsekretäre Müntefering und Goppel im Bundestagswahlkampf 2002 zum »Vor-Duell« treffen, bietet kulturelle Überraschungen, wenn Otto Schily den jüngsten Krimi von Horst Ehmke rezensiert, und auch sportliche Highlights, wenn Joschka Fischer zum Torwandschießen antritt.

Aber auch Gäste der so genannten »bunten« Kategorie schauen gerne und regelmäßig vorbei, und dabei kann das »Morgenmagazin« über die Jahre auf eine lange Liste von Prominenten stolz sein: Internationale Stars wie Peter Fonda, Dennis Hopper, Umberto Eco, John Goodman oder Sir Richard Attenborough kamen ebenso zum Gespräch wie Mario Adorf, Katharina Thalbach oder Ulrich Mühe.

Die Mischung muss stimmen, darin liegt das Geheimnis fast jeder Magazinsendung. Im Falle des »Morgenmagazins« ist es oberstes Gebot. Die journalistische Themenpalette ist breit, trägt dem Anspruch der Zuschauerinnen und Zuschauer Rechnung, die am Morgen zu Recht das Rundum-Info-Paket erwarten: Tagespolitik plus Wirtschaft plus Sport plus Kultur und Unterhaltung. Nicht jeder mag alles, aber jeder kann alles erwarten, auch an seinem erwartbaren Platz. Und so gibt die Struktur des »Morgenmagazins« – aus vielen Zuschauerzuschriften ist das herauszulesen – auch eine Struktur des individuellen Morgens vor. 20 bis 30 Minuten lang ist die durchschnittliche Nutzungsdauer, im Verlauf eines Morgens haben rund 2,5 bis drei Millionen Zuschauer unser dreieinhalb Stunden langes Programmangebot genutzt.

Diese Zahlen sind seit Jahren stabil, sind daher auch Beleg für die Vermutung, dass das Zuschauerpotential für ein Informationsprogramm um diese Uhrzeit weitgehend ausgeschöpft ist – zumindest in »normalen« Zeiten. Zuwächse sind – wie bei allen nachrichtenorientierten Sendungen – immer dann zu beobachten, wenn es außergewöhnliche Großereignisse oder aktuelle Geschehnisse gibt, bei denen stets ganz gezielt das öffentlich-rechtliche Programmangebot als Informationsquelle gesucht wird. In den Wochen nach dem 11. September 2001 trug das »Morgenmagazin« diesem Interesse mit zahlreichen Sondersendungen auch an den Wochenenden Rechnung. Ein Angebot, das auf viel Zuspruch der Zuschauer stieß – nicht selten verbunden mit der Bitte, Wochenendsendungen zum Regelfall zu machen. Der ebenfalls gerechtfertigte Wunsch vieler Eltern nach einem Kinderprogramm am Wochenende steht dem allerdings entgegen.

Dann wäre da noch die Müdigkeit. Sie gehört zum »Morgenmagazin« mit seinen Arbeitszeiten zu nachtschlafender Zeit dazu. Sie wird verflucht und bekämpft, sie ist Gesprächsthema mit jedem Interviewgast, der sich um sieben Uhr auf dem »Moma«-Sofa niederlässt (»Wie schafft Ihr das nur?«). Aber: Sie verbindet in besonderem Maße. Sie verbindet das Team der Macher untereinander und sie verbindet mit den Zuschauern. Für viele, so ist es aus Briefen und E-Mails herauszulesen, gehören die Leute vom »Morgenmagazin« fast ein bisschen zur Familie. Wen wundert’s, morgens, so ganz privat zwischen Anziehen, Kaffeekochen und Zähneputzen, morgens, wenn die Kräfte erst noch gesammelt werden müssen und die Sensibilität ein bisschen höher ist. Wer da via TV in die Wohnung gelassen wird, sollte sich angemessen benehmen. Informieren, ja. Belehren, nein. Zuversichtlich stimmen, ja, aggressiv gute Laune verbreiten, nein. Die Wirklichkeit schildern, ja. Grausamkeiten zeigen, nein. Für die Moderatorinnen und Moderatoren des »Morgenmagazins« ist auch das eine besondere Herausforderung, zu wissen, dass sie die Zuschauer auf nüchternen Magen antreffen.

Eine aktuelle Livesendung von dreieinhalb Stunden täglich, kleinteilig und umfangreich, ist eine Herausforderung an alle Mitarbeiter aus Redaktion, Produktion und Technik. Teamwork hat oberste Priorität, und zu leisten ist das nur mit einer Crew, die hochprofessionell und routiniert arbeitet, die vor einem möglichen 16-Stunden-Tag nicht zurückschreckt. Zur Erfolgsgeschichte des »Morgenmagazins« gehört auch, dass im Verlauf von zehn Jahren viele Kolleginnen und Kollegen erfolgreich ihren Weg in die Primetime gemacht haben, als Gesichter des ZDF, aber auch als Korrespondentinnen und Korrespondenten im In- und Ausland. Das mag das Geheimnis der oft beschworenen »Talentschmiede« »Morgenmagazin« sein: Es härtet ab und lässt Raum, dass Qualität sich entfaltet.

Im heutigen Fernsehgeschäft bedeuten, so heißt es, fünf Jahre bereits eine Generation. Das »Morgenmagazin« ist damit nun schon in dritter Generation ans Werk gegangen, seine Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.

 
 
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