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2002  
ZDF Jahrbuch
Aus der Programmarbeit
Nikolaus Brender
Peter Frey
Thomas Bellut
Wolf von Lojewski/Claus Kleber
Bettina Schausten
Elmar Theveßen
Eberhard Piltz
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Susanne Krummacher
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Susanne Krummacher

Neues aus der Show

 
Susanne Krummacher
Susanne Krummacher


Hella von Sinnen, Ralph Morgenstern und Verona Feldbusch
Hella von Sinnen,
Ralph Morgenstern
und Verona Feldbusch


Annette Frier und Martin Armknecht in »Du & Ich«
Annette Frier und Martin Armknecht in »Du & Ich«


»Der große Preis«: drei Kandidaten vor der Multivisionswand
»Der große Preis«: drei Kandidaten vor der Multivisionswand
              
 

»Sag mal, wann gibt’s denn bei euch in der Show mal wieder so einen richtigen Trendsetter?«, fragt mich neulich ein guter Freund. Wie er das meint, frage ich zurück, und er antwortet: »Na, so was wie ›Wetten, dass ...?‹ oder den ›Millionär‹«. »Ach so«, habe ich beruhigt geantwortet, »ich dachte schon ...« Spätestens da wusste ich, wovon dieser Artikel handeln sollte: Vom Suchen und vom Finden und der Frage, wann es sich um gute Unterhaltung handelt.

»Der Film war gut. Die Aufnahme durch das Publikum schlecht. Wir waren unserer Zeit voraus.« (Der 90-jährige Heinz Rühmann über »Der Mann, der seinen Mörder sucht«). An diesem Zitat wird die Problematik unseres Geschäfts klar. Für einen Film mag die Erkenntnis des weisen alten Schauspielers stimmen, der Film bekommt vielleicht sogar später noch einen Preis oder kommt wenigstens Jahre später zu Ehren. Ein Unterhaltungsformat muss direkt Herz und Gunst des Publikums treffen. Hopp oder topp, ganz oder gar nicht – und das in dem Moment, wo es auf Sendung geht: Ein Später gibt es hier nicht. Und das ist ja auch verständlich.

Showformate werden konsumiert, wenn uns der Sinn nach dem Leichten, dem Spielerischen, dem Momentanen steht. Und genau das macht die Sache so schwierig. Nicht nur, dass es sich hierbei ums »Leichte« handelt, sondern dass wir irgendwie auch alle davon eine Vorstellung haben, wie so ein Format erfolgreich funktionieren könnte – na, jedenfalls kann das doch nicht so schwer sein ...

Wie schwer es ist, zeigt nicht zuletzt die Rückkehr des »Großes Preises«. Der ZDF-Klassiker sollte in zeitgemäßer Aufmachung wieder ins Programm zurückkehren. Ein engagiertes Redaktionsteam und ein talentierter junger Moderator, Marco Schreyl, der sich in der Showlandschaft durchsetzen konnte, sorgten dafür, dass der Spagat gelang. Mit viel Liebe zum Detail wurde »Der große Preis« modernisiert, auf Kultelemente wie die legendäre Ratewand mit ihren Wissensgebieten, auf die Kandidaten in ihren drei Kugeln und natürlich auf Wum und Wendelin wurde selbstredend nicht verzichtet. Der große Quotenerfolg wurde »Der große Preis« leider nicht.

»Hat jetzt an dieser Stelle Heinz Rühmann recht, oder habt ihr die Stimmungslage der Zuschauer einfach nicht getroffen?«, fragt mich an dieser Stelle erneut mein Freund. Offensichtlich ist eine Quizsendung heute wirklich nur dann noch erfolgreich, wenn es sich um ein Fragespiel zwischen Moderator und einem Kandidaten handelt. Dennoch war der Relaunch des »Großen Preises« ein lohnender Versuch, neben dem aktuellen Mainstream ein optisch erlebnisreiches und informatives Quiz anzubieten, das auch die Aktion Mensch wieder in einem adäquaten Showformat etabliert hat.

An diesem Beispiel zeigt sich, letztendlich bleibt der Zuschauer die große Unbekannte in der Erfolgsgleichung: das, trotz Medienforschung, mitunter unbekannte Wesen mit wechselnden Interessen und Begierden, was das Bedürfnis nach Unterhaltung angeht. Die Suche, was uns morgen bei Laune hält, worüber wir uns amüsieren, gar lachen wollen, ist spannend und unberechenbar. Wann fühlen wir uns gut unterhalten? Vor nicht allzu langer Zeit war Quiz das Zauberwort, doch jetzt sind wir alle schon wieder quizmüde. Kann man denn jetzt trotzdem die Entwicklung von modernen Spielshows wagen? Man muss es sogar, ohne jedoch andere Formatideen unversucht zu lassen.

Das derzeitige Zauberwort unserer Branche heißt bekanntlich Comedy. Doch wie lange hält dieser Zauber? Sicher noch eine ganze Weile, denn gerade hier zeigen sich die schier unbegrenzten Möglichkeiten guter Unterhaltung in schlechten Zeiten. Mit Witz und treffsicherem Humor in nicht ganz so komischen Zeiten die Schwächen und Befindlichkeiten der Menschen aufzuzeigen und heitere Alternativen zu präsentieren, kommt an.

Nicht nur mit »Blond am Freitag«, dem Comedytalk mit Ralph Morgenstern und prominenten Klatschdamen, ist ein Format entstanden, das als einzige ungescriptete Panelshow die Gunst der Zuschauer erobert hat. Von Hella von Sinnen bis Verona Feldbusch lästerten schon viele weibliche Comedians herzerfrischend an der mitternächtlichen Tafel und geben immer wieder ihre Ansichten zum »blondesten aller Wochenrückblicke« zum Besten. Auch mit der Sketch-Show »Du & Ich« haben wir erfolgreich den Nerv der Zuschauer getroffen. Die 13 Folgen haben auf amüsante Weise gezeigt: Männer sind anders – Frauen erst recht. Annette Frier als Annette und Martin Armknecht als Martin boten einen vergnüglichen Einblick in die Alltagskomik eines jungen Paares und thematisierten dessen tägliche Rivalitäten im Beziehungsdschungel.

Sitcom und Comedy gilt denn auch in nächster Zeit unser besonderes Interesse in Sachen Formatentwicklung. »Nach welchen Kriterien wählt ihr denn neue Programme aus?«, will mein Freund abschließend noch wissen. »Also eigentlich ganz einfach«, sage ich, »ich prüfe sie auf die elf Gebote, die ein großer Hollywood-Regisseur in den 40er Jahren mal aufgestellt hat«:

1. Ein hübsches Mädchen ist besser als ein hässliches. 2. Ein Bein ist besser als ein Arm. 3. Ein Schlafzimmer ist besser als ein Wohnzimmer. 4. Eine Ankunft ist besser als eine Abfahrt. 5. Eine Geburt ist besser als ein Tod. 6. Eine Verfolgungsjagd ist besser als eine Plauderei. 7. Ein Hund ist besser als eine Landschaft. 8. Ein Kätzchen ist besser als ein Hund. 9. Ein Baby ist besser als ein Kätzchen. 10. Ein Kuss ist besser als ein Baby. 11. Wenn jemand auf den Arsch fällt, ist das besser als alles andere. (Preston Sturges’ Regeln für eine erfolgreiche Komödie.)

»Na, dann ist es ja doch gar nicht so schwer, hinter das Geheimnis guter Unterhaltung zu kommen«, resümiert mein Freund erleichtert. In diesem Sinne sind wir neugierig auf die Trends von morgen: Was setzt sich durch und warum? Spannende Aufgaben, an deren Lösung wir mit Herzblut arbeiten.

 
 
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