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2002  
ZDF Jahrbuch
Aus der Programmarbeit
Nikolaus Brender
Peter Frey
Thomas Bellut
Wolf von Lojewski/Claus Kleber
Bettina Schausten
Elmar Theveßen
Eberhard Piltz
Udo van Kampen
Uwe Kröger
Dirk Sager
Alexander von Sobeck
Maria von Welser
Joachim Holtz
Eberhard Figgemeier/Dieter Gruschwitz/Rainer Deike
Hans Janke
Heike Hempel/Claudia Tronnier
Hans Helmut Hillrichs
Werner von Bergen
Carola Wedel
Susanne Krummacher
Claus Beling
Birte Dronsek/Axel Laustroer
Anca-Monica Pandelea

Heike Hempel/Claudia Tronnier

Der Glanz von Mainz

 
Heike Hempel
Heike Hempel


Claudia Tronnier
Claudia Tronnier


»Fifty fifty«
»Fifty fifty«


»Der Glanz von Berlin«
»Der Glanz von Berlin«


»Will einmal bis zur Sonne geh’n«
»Will einmal bis zur Sonne geh’n«


Anke Engelke und Olli Dittrich in »Blind Date – Taxi nach Schweinau«
Anke Engelke und Olli Dittrich in »Blind Date – Taxi nach Schweinau«
              
 

Nonfiktionale Nachwuchsförderung

Für den »Glanz von Berlin« sorgten im vergangenen Jahr nicht nur drei sagenhafte, inzwischen fast schon prominente Putzfrauen aus der Hauptstadt und zwei ebenso bekannt gewordene junge Dokumentarfilmerinnen, Judith Keil und Antje Kruska, sondern auch ein gewisser Fernsehsender aus Mainz, oder genauer seine Nachwuchsredaktion Das kleine Fernsehspiel. Wer auch sonst, könnte man fragen, denn mit dem Kleinen Fernsehspiel leistet sich das ZDF eine europaweit einzigartige Einrichtung: eine Redaktion, mit eigenem Sendeplatz und festen Etatmitteln ausgestattet, die sich ganz dem filmischen Nachwuchs widmet, und das nicht nur für fiktionales, sondern auch, und in letzter Zeit verstärkt, für das nonfiktionale Filmemachen.

Die Dokumentarfilme, die jährlich im Kleinen Fernsehspiel entstehen, sind in der Regel zuerst im Kino zu sehen und sammeln Preise bei Festivals, bevor sie im ZDF, meist in der Reihe Deutschland Dokumentarisch gesendet werden. Festzustellen ist: Die Menschen, ihre Geschichten und ihre Lebensthemen erreichen den Zuschauer auf einer besonderen, unmittelbaren Wahrnehmungsebene. Immer häufiger scheint es so, als beeindruckten die Gesichter eines Dokumentarfilms länger und intensiver als die gewohnten Schauspielerphysiognomien. Auch der eine oder andere untypische, schräge Moment aus »Blind Date«, aus der »Webcamnight« oder der »Games Odyssey«, alles Formatexperimente aus dem quantum-Laboratorium, durchbricht die tiefnächtliche Gelassenheit müder Zuschaueraugen und sorgt für Staunen, Verzückung und Verblüffung, in jedem Fall für nachhaltige Erinnerungen und Aufmerksamkeit.

Film und Fernsehen haben eine Weiterentwicklung ihrer Formensprache erfahren, deren Ende bislang nicht zu sehen ist. Dokumentationen, Doku-Reihen, Doku-Soaps, Reality-TV, Doku-Dramen, Biopics – die Zuschauer sehen gerne, was eine »wahre« Geschichte erzählt. Der Bedarf an frischem nonfiktionalem Programm, an Mischformen und dokumentarischem Erzählen wird vermutlich weitersteigen – und das nicht nur, weil die Arbeiten, die hier entstehen, bezahlbar sind, sondern weil dabei in der Regel intelligentes, innovatives und – vielleicht der wichtigste Punkt – häufig auch sehr unterhaltsames Fernsehen herauskommt. Das Neben- und Miteinander von Fiktion und Dokumentation wird für ein kosten- und qualitätsbewusstes Programm also wichtiger werden. Das ZDF hat hierzu mit seinen populären Dokumentationen früh einen erfolgreichen Beitrag geleistet und wird es sich nicht nehmen lassen, diese Entwicklung inhaltlich und personell maßgeblich mitgestalten zu wollen. Und hier kommt dann wieder die Nachwuchsarbeit ins Spiel und damit auch ein Problem: Von den 177 Einreichungen der letztjährigen nonfiktionalen Projektausschreibung des Kleinen Fernsehspiels »Absolute Beginner – Der erste Job« stammten 80 Prozent von Autodidakten. Absolventen der Filmhochschulen scheinen sich für ein solches Angebot weniger zu interessieren. Bislang vermutlich eher im Fach des Großen Kinodokumentarfilms ausgebildet, scheinen junge Talente einer Formatarbeit oder der Realisierung einer Doku-Soap fürs Fernsehen eher fern zu stehen. Hier ist noch einiges zu tun.

Die Hochschulen sind gefordert, neben Theorie und Praxis des klassischen Dokumentarfilms auch Fernsehformate und innovative Formen sowie den Bedarf der europäischen Fernsehmärkte zu vermitteln. Aber auch wir, also die Nachwuchsredaktionen des Fernsehens, müssen gerade in den nonfiktionalen Genres gute Leute entdecken und binden. Was im Fernsehfilm immer wieder gelingt, nämlich die Talente des Kleinen für das so genannte Große Fernsehspiel zu nutzen, ist im dokumentarischen Erzählen bislang kaum gelungen. Hier müssen verstärkt Angebote und Formate entwickelt werden, die die Kraft des Dokumentarischen mit erzählerischer Qualität versöhnen.

Den Besten der jungen Dokumentarfilmer eine Perspektive in unserem Programm zu eröffnen, den Nachwuchs zu fördern, indem man ihm Chancen einräumt, und dabei auch etwas für das eigene zu gewinnen, das ist die Aufgabe, der sich das Kleine Fernsehspiel jetzt auch im Nonfiktionalen verstärkt widmen wird. Aber – um zum Schluss noch einmal den Blick nach Berlin zurückzuwenden –, wie sagt es der Bundeskanzler so treffend und nonchalant: »Wenn es leicht wäre, müssten wir es ja nicht machen.« Wahlweise halten wir es aber auch mit Leo Kirch: »Mit Geld kann es ja jeder.«

H. H.

Nonfiktionale Filme 2002

Deutschland Dokumentarisch
Diese renommierte Reihe steht für junge Talente, zeitgenössische Themen und frische Herangehensweisen an die Formen des dokumentarischen Arbeitens. Hier werden Beobachtungen aus der deutschen Realität spannend, lebensnah und unterhaltsam erzählt. Dieses Jahr, das dritte unserer Programm-Marke, stand mit vier Filmen unter dem Motto »Arbeitswelten«. »Der Glanz von Berlin« nimmt am Leben von drei Putzfrauen teil, die die Fassaden des neuen Berlins zum Glänzen bringen, »Aufnahme« verdichtet die Routine eines Großkrankenhauses zu einem rasanten Stakkato, »Nachtschicht« begleitet drei Arbeiter der Süddeutschen Zeitung vor ihrer Frühpensionierung, »Leben nach Microsoft« gibt mit sieben Aussteigern des Gates-Imperiums einen Ausblick auf die Zukunft der New Economy.

»Israelische Identitäten«
Immer wieder gibt Das kleine Fernsehspiel auch international Produktionen in Auftrag. Die Dokumentarfilme unter ihnen erzählen häufig aus der persönlichen Erfahrung heraus von gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen. So entstehen bewegende Innenansichten aus anderen Ländern, die Zeitgeschichte jenseits der Nachrichten spiegeln. In der Retrospektive gewinnen sie häufig noch an Bedeutung. Deshalb können wir immer wieder auch aus aktuellem Anlass thematische Reihen präsentieren, die Hintergründe zu brisanten weltpolitischen Themen und Konflikten liefern. Zum Beispiel dieses Jahr im Juni »Israelische Identitäten«: vier Dokumentarfilme zum israelisch-arabischen Konflikt aus den Jahren 1991 bis 2002. Sie beantworten die durchaus subjektive Frage nach der eigenen Identität im Spiegel der Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern. Eine ausgewogene Sicht gibt es dabei nicht, wohl aber eine »Private Investigation«, wie es der Titel der neuesten Produktion dieser Reihe auf den Punkt bringt.

»Absolute Beginner – Der erste Job«
Unsere erste thematische Ausschreibung stieß auf starke Resonanz und traf auf ein Bedürfnis junger Filmemacher und Filmemacherinnen, innerhalb einer vom Sender gesetzten Reihenkonzeption zu arbeiten. Die eingereichten 177 Exposés von Autodidakten, Quereinsteigern und Hochschulabsolventen thematisierten ein breites Spektrum von Berufsmöglichkeiten und Lebensentwürfen. Schwerpunkte waren die Perspektiven junger Menschen in Ostdeutschland, internationales Arbeiten, Berufe in der Medienbranche sowie Orientierungslosigkeit und Pragmatismus bei der Berufswahl. Die Dreharbeiten zu den sieben ausgewählten Projekten haben im August 2002 begonnen. Im Herbst 2003 werden wir die Dokumentarfilme in einer eigenen Reihe präsentieren.

quantum – »Blind Date«, »Games Odyssey« und »Webcamnights«
Nonfiktionale Programme unterschiedlichster Art entstehen in unserem Laboratorium quantum, das sich der Neu- und Weiterentwicklung von Fernsehformaten widmet. In diesem Jahr standen die quantum-Neuheiten im Zeichen crossmedialer Verbindungen. Mit »webcamnights.tv« wurden erstmals Aufnahmen von Webcams, die sonst nur über das Internet zugänglich sind, für das Fernsehen bearbeitet. Entstanden ist eine Reise rund um den Globus, die Bilder von öffentlichen Plätzen und Naturschauspielen mit skurrilen Situationen in Büros, Wohnungen und zahllosen anderen Orten verbindet.

In diesem Jahr waren die »Webcamnights« 122 Mal im ZDF-Nachtprogramm zu sehen. Auch die in 3sat ausgestrahlte vierteilige Dokumentarreihe »Games Odyssey« mit anschließendem Online-Chat hat Neuland betreten und das große Publikum der Spieler für sich gewonnen.

Mit »Blind Date 2 – Taxi nach Schweinau« entwickelte quantum eine Idee aus der ZDF-Comedy-Reihe »Olli, Tiere, Sensationen« weiter. Anke Engelke und Olli Dittrich improvisierten, ohne Drehbuch und vorherige Absprachen, 65 Minuten lang eine Begegnung im Taxi, voller überraschender Momente und von großer Unmittelbarkeit. Der Erfolg gab diesem Fernsehexperiment Recht – mit »Blind Date 3« konnte es bereits in Serie gehen.

C. T.

 
 
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