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2002  
ZDF Jahrbuch
Grundlagen der Programmarbeit
Carl-Eugen Eberle
Dieter Landmann
Frank-Dieter Freiling
Alex Hefter/Ferdinand Utner
Susanne Kayser/Bernhard Engel
Heinz Gerhard
Hans-Joachim Strauch
Heinz Braun

Heinz Gerhard

Die Spitze rückt zusammen
Der Wettbewerb um Marktanteile 2002

 
Heinz Gerhard
Heinz Gerhard
              
 

1. ZDF mit größtem Zuwachs

Mit einem Marktanteil von 13,9 Prozent war das ZDF so erfolgreich wie seit fünf Jahren nicht mehr. Und: Das ZDF konnte mit einem Plus von 0,7 Prozentpunkten den größten Zugewinn aller Sender verbuchen. Dabei gab es 2002 – mit einer Ausnahme – lediglich für die öffentlich-rechtlichen Sender Marktanteilsgewinne. Nicht ganz so stark wie das ZDF konnte die ARD zulegen, nämlich um plus 0,4 Prozentpunkte auf 14,3 Prozent. Der wettbewerbsstärkste kommerzielle Konkurrent RTL konnte sich bei einer nur leichten Abnahme um minus 0,1 Prozentpunkte auf 14,6 Prozent fast stabil halten.

Damit bleibt die Rangfolge der drei großen Wettbewerber gleich. RTL führt vor der ARD und dem ZDF. Allerdings haben sich die Abstände der drei Großen zueinander verringert. Das ZDF ist lediglich 0,7 Prozentpunkte hinter RTL, die ARD nur 0,3. Gleichzeitig hat sich die Distanz dieser drei Großen zu den nächstfolgenden kommerziellen Konkurrenten vergrößert. Denn: SAT.1 fällt mit nur noch 9,9 Prozent unter die Zehn-Prozent-Marke. Und: ProSieben verliert einen ganzen Prozentpunkt und fällt auf 7,0 Prozent zurück.

Die öffentlich-rechtlichen Spartenprogramme zeigen seit Jahren stabile Marktanteilswerte. 3sat mit 0,9 Prozent und PHOENIX mit 0,5 Prozent erreichen unverändert ihre Vorjahreswerte. ARTE (rund um die Uhr gerechnet) erreicht 0,3 Prozent, im Vorjahr waren es 0,4 Prozent. KI.KA (bei allen Zuschauern, rund um die Uhr gerechnet) kommt auf 1,1 Prozent, im Vorjahr waren es 1,2 Prozent. Während seiner Sendezeit von 19 bis drei Uhr erreicht ARTE einen unveränderten Marktanteil von 0,6 Prozent. KI.KA kommt während seiner Sendezeit zwischen sechs und 19 Uhr bei den Kindern auf einen um plus 0,2 Prozentpunkte verbesserten Marktanteil von 16,8 Prozent. Damit belegt KI.KA hinter Super RTL den zweiten Platz während seiner Sendezeit.

Neben RTL, SAT.1 und ProSieben verlieren – mit Ausnahme von VOX – alle kleineren kommerziellen Sender. So kommt KABEL 1 nur noch auf 4,5 Prozent, RTL2 nur noch auf 3,8 Prozent. VOX kann mit 3,3 Prozent den höchsten Marktanteilswert seiner Sendergeschichte verbuchen. Super RTL dagegen fällt auf 2,4 Prozent zurück. Auch die beiden Sportsender DSF und EUROSPORT haben nochmals Einbußen. DSF erreicht mit nur 0,9 Prozent seinen bisher niedrigsten Wert. EUROSPORT ist mit 0,8 Prozent inzwischen unter das Marktanteilsniveau von 1993 gefallen. Einen leichten Verlust hat auch n-tv zu verzeichnen: Der Nachrichtenkanal kommt nur noch auf 0,6 Prozent.

Die Marktanteile der Dritten Programme der ARD variieren – je nach technischer Reichweite und nach ihrer Positionierung als regionale Vollprogramme – in ihrer Akzeptanz im Jahr 2002 nahezu unverändert zwischen 0,4 Prozent bei SFB1, 0,7 Prozent bei ORB3 sowie 0,8 Prozent bei H3 und 2,6 Prozent bei WDR3 und 2,8 Prozent bei NDR3.

Insgesamt gehen die öffentlich-rechtlichen Sender gestärkt aus dem Wettbewerb des Jahres 2002 hervor. Dies ist vor allem auf die Marktanteilszunahmen der beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme ZDF und ARD zurückzuführen. Die kommerziellen Anbieter verzeichnen dagegen Marktanteilseinbußen. Die öffentlich-rechtlichen Sender erreichen im Jahr 2002 zusammengenommen einen Marktanteil von 44,4 Prozent. Das sind plus 1,1 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Die kommerziellen Sender erreichen zusammen dagegen nur noch 48,2 Prozent. Das sind 2,7 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Ihren höchsten Wert hatten die kommerziellen Sender kumuliert mit 55,9 Prozent im Jahr 1995. In diesem Jahr kamen die öffentlich-rechtlichen Programme zusammen nur auf 40,1 Prozent. Auch bei den kumulierten Marktanteilen nach Sendersystemen zeigen sich die West-Ost-Unterschiede.

Die Marktanteile 2002 zeigt die folgende Tabelle:

Marktanteile 2002

Marktanteile Zuschauer ab 3 Jahre,
Montag bis Sonntag, 3.00 bis 3.00 Uhr,
Januar bis Dezember 2002,
Bundesrepublik Deutschland gesamt

Programm

Marktanteil

(in Prozent)

ZDF

13,9

ARD

14,3

RTL

14,6

SAT.1

9,9

PRO 7

7,0

3sat

0,9

ARTE

0,3

KI.KA

1,1

PHOENIX

0,5

N3

2,8

WDR3

2,6

H3

0,8

SW3

1,7

BFS

2,0

B1

0,4

MDR3

2,4

ORB3

0,7

RTL2

3,8

KABEL 1

4,5

VOX

3,3

n-tv

0,6

DSF

0,9

EUROSPORT

0,8

Super RTL

2,4

Neun Live

0,4

Sehdauer
(in Minuten)

201

2. Primetime

Noch stärker als der gesamte Sendetag wird im Jahr 2002 die Primetime von 19 bis 23 Uhr von den drei großen Wettbewerbern bestimmt. Das ZDF und die ARD können durch Zugewinne zu RTL aufschließen. SAT.1 und ProSieben fallen dagegen auch hier zurück.

In der Primetime kann sich das ZDF im Jahr 2002 verbessern und 15,2 Prozent erreichen. Die ARD erreicht von einer schwächeren Ausgangsposition ebenfalls 15,2 Prozent. Das ZDF und die ARD belegen somit gemeinsam den zweiten Rang. RTL bleibt trotz eines Verlustes in der Primetime mit 15,8 Prozent Marktführer. Während sich die drei Primetime-Marktführer RTL, ZDF und ARD näherkommen, fallen SAT.1 mit nur nochmals schwächeren 9,7 Prozent und ProSieben mit ebenfalls nochmals schwächeren 6,9 Prozent weiter zurück.

Marktanteile 2002 Primetime

Marktanteile Zuschauer ab 3 Jahre,
Montag bis Sonntag, 19.00 bis 23.00 Uhr,
Januar bis Dezember 2002,
Bundesrepublik Deutschland gesamt

Primetime

(in Prozent)

ZDF

15,2

ARD

15,2

RTL

15,8

SAT.1

9,7

PRO 7

6,9

3sat

0,8

ARTE

0,6

KI.KA

0,0

PHOENIX

0,4

N3

3,5

WDR3

3,0

H3

0,9

SW3

2,1

BFS

2,2

B1

0,5

MDR3

2,6

ORB3

0,8

RTL2

3,7

KABEL 1

3,6

VOX

2,9

n-tv

0,3

DSF

0,8

EUROSPORT

0,6

Super RTL

2,2

Neun Live

0,2

Sehdauer
(in Minuten)

90

3. West, Ost

Auch im Jahr 2002 zeigt sich, wie in den Vorjahren, eine Diskrepanz in der Fernsehnutzung und in der Senderpräferenz zwischen west- und ostdeutschen Zuschauern. Die ostdeutschen Zuschauer verbringen mit 223 Minuten täglich 28 Minuten länger mit dem Fernsehen als die westdeutschen. Auch 2002 haben die kommerziellen Sender im Osten höhere Marktanteile als im Westen. Und umgekehrt: Im Westen haben die öffentlich-rechtlichen Programme höhere Marktanteile als im Osten. So liegt der Marktanteil des ZDF im Westen um 3,4 Prozentpunkte über dem im Osten. Bei der ARD ist der Westmarktanteil um 3,5 Punkte über dem im Osten. Umgekehrt liegt RTL im Osten um 4,0 Prozentpunkte über dem Westwert. Bei SAT.1 liegt der Ostwert um 0,4, bei ProSieben um 0,7 Prozentpunkte über dem Westwert.

Betrachtet man anstelle der Marktanteile die jeweiligen Sehdauern in Minuten, die die Zuschauer in West und Ost für die einzelnen Fernsehsysteme verwenden, relativiert sich das Bild. Denn: Die ostdeutschen Zuschauer verwenden von ihrer gesamten Fernsehzeit von 223 Minuten mit 92 Minuten sogar etwas mehr als die westdeutschen mit 90 Minuten für die öffentlich-rechtlichen Sender. Allerdings verwenden die ostdeutschen Zuschauer für die kommerziellen Sender dann 116 Minuten, die westdeutschen dagegen nur 92 Minuten.

Während im Westen die drei führenden Sender ARD, ZDF und RTL nicht einmal einen Prozentpunkt Marktanteilsabstand zueinander haben, dominiert im Osten eindeutig RTL. Erst mit einigem Abstand von fast fünf Prozentpunkten folgen in den neuen Ländern die ARD und das ZDF.

Im Westen kann sich das ZDF im Jahr 2002 mit einem Marktanteil von 14,7 Prozent den zweiten Platz, den es 2001 an RTL verloren hatte, zurückerobern. Das ZDF verbessert sich im letzten Jahr in den alten Ländern dabei um 0,8 Prozentpunkte. Die ARD bleibt im Westen mit 15,1 Prozent Marktführer. Im Vergleich zum Vorjahr gewinnt die ARD plus 0,5 Prozentpunkte hinzu. Die ARD ist seit 1997 ununterbrochen Marktführer im Westen. Im Osten verbessert sich das ZDF durch einen Zugewinn von plus 0,7 Prozentpunkten auf 11,3 Prozent auf den dritten Rang. Im Vorjahr war das ZDF hinter SAT.1 nur Vierter geworden. Die ARD belegt mit einem um plus 0,3 Punkte verbesserten Wert von 11,6 Prozent unverändert den zweiten Rang.

RTL wird im Westen mit 14,2 Prozent Drittplatzierter. Gegenüber dem Vorjahr verliert RTL in diesem Marktsegment minus 0,2 Punkte. Im Vorjahr 2001 konnte sich RTL vor dem ZDF platzieren. Mit deutlichem Rückstand folgen im Westen SAT.1 und ProSieben. SAT.1 verzeichnet als Vierter 9,8 Prozent bei einem Verlust gegenüber dem Vorjahr von minus 0,1 Prozentpunkten. ProSieben verliert 1,0 Punkte gegenüber seinem Vorjahreswert und erreicht nur noch 6,8 Prozent. Im Osten dominiert auch im Jahr 2002 RTL. Mit 16,2 Prozent Marktanteil kann RTL im Gegensatz zum Westen um plus 0,4 Punkte zulegen. Verluste haben dagegen SAT.1 und ProSieben. SAT.1 kann sich mit einem Minus von 0,6 Prozentpunkten mit 10,2 Prozent gerade über der Zehn-Prozent-Marke halten. ProSieben fällt mit einer Einbuße von minus 1,2 Punkten auf 7,5 Prozent zurück.

Im Westen erreichen die öffentlich-rechtlichen Spartenprogramme 3sat, ARTE, KI.KA und PHOENIX unverändert ihre Vorjahreswerte: 3sat 0,9 Prozent, ARTE (rund um die Uhr) 0,4 Prozent, KI.KA (rund um die Uhr, alle Zuschauer) 1,2 Prozent, PHOENIX 0,5 Prozent. Die öffentlich-rechtlichen Spartenprogramme zeigen auf dem ostdeutschen Markt auf einem äußerst kleinen Veränderungsniveau uneinheitliche Trends. 3sat erreicht 0,8 Prozent. Auch KI.KA (rund um die Uhr, alle Zuschauer) ist mit 1,0 Prozent stabil. ARTE (rund um die Uhr) ist mit 0,3 unverändert. PHOENIX kann sich leicht verbessern und mit 0,5 Prozent im Osten den Sender n-tv überholen.

Die kleinen kommerziellen Sender, im Westen ohnehin etwas akzeptanzschwächer, haben in den alten Ländern – mit Ausnahme von VOX – durchweg Verluste. VOX kann sich auf 3,2 Prozent verbessern. KABEL 1 fällt auf 4,3 Prozent, RTL2 auf 3,7 Prozent zurück. Super RTL kommt nur noch auf 2,5 Prozent. Die beiden Sportsender DSF und EUROSPORT sind leicht geschwächt unter der Ein-Prozent-Marke: DSF 0,9 Prozent, EUROSPORT 0,8 Prozent. n-tv fällt ebenfalls leicht zurück auf 0,7 Prozent. Die kleinen kommerziellen Sender zeigen im Osten etwas uneinheitlichere Bewegungen als im Westen. Neben VOX, das sich ähnlich wie im Westen in den neuen Ländern auf 3,5 Prozent verbessern kann, steigert sich auch RTL2 ganz leicht auf 4,5 Prozent. KABEL 1 kommt dagegen nur noch auf 5,0 Prozent, Super RTL nur noch auf 2,4 Prozent. Auch die beiden Sportsender haben Verluste: EUROSPORT – in den neuen Ländern immer etwas erfolgreicher als DSF – erzielt 0,9 Prozent, DSF 0,8 Prozent. Dagegen bleibt n-tv mit seinem deutlich unter dem Westmarktanteil liegenden Wert von 0,4 Prozent stabil – und fällt hinter PHOENIX zurück.

Die Marktanteilsbandbreite der Dritten Programme im Westen reicht von je 0,3 Prozent für ORB3 und B1 bis zu 2,8 Prozent für N3 und 2,9 Prozent für WDR3. Mit seinem speziell auf das ostdeutsche Publikum ausgerichteten Programmangebot spielt MDR3 bei den Dritten Programmen der ARD eine Sonderrolle in den neuen Ländern. Mit einem zum Vorjahr unveränderten Wert von 7,1 Prozent erreicht MDR3 mit Abstand den höchsten Wert aller Dritten Programme im Osten und reicht fast an das Akzeptanzniveau von ProSieben heran. Die beiden weiteren Dritten Programme für die neuen Länder liegen deutlich darunter. N3 verbessert sich auf 2,7 Prozent, ORB3 auf 2,1 Prozent. Mit Ausnahme von WDR3 mit 1,2 Prozent kommen alle Dritten Programme aus dem Westen nicht über die Ein-Prozent-Marke.

Die Marktanteile 2002 im Westen und im Osten zeigt die folgende Tabelle:

Marktanteile 2002 West/Ost

Marktanteile Zuschauer ab 3 Jahre,
Montag bis Sonntag, 3.00 bis 3.00 Uhr,
Januar bis Dezember 2002,
Bundesrepublik West, Ost

Programm

West

(in Prozent)

Ost

(in Prozent)

ZDF

14,7

11,3

ARD

15,1

11,6

RTL

14,2

16,2

SAT.1

9,8

10,2

PRO 7

6,8

7,5

3sat

0,9

0,8

ARTE

0,4

0,3

KI.KA

1,2

1,0

PHOENIX

0,5

0,5

N3

2,8

2,7

WDR3

2,9

1,2

H3

0,9

0,4

SW3

2,0

0,7

BFS

2,3

1,0

B1

0,3

0,7

MDR3

1,1

7,1

ORB3

0,3

2,1

RTL2

3,7

4,5

KABEL 1

4,3

5,0

VOX

3,2

3,5

n-tv

0,7

0,4

DSF

0,9

0,8

EUROSPORT

0,8

0,9

Super RTL

2,5

2,4

Neun Live

0,3

0,5

Sehdauer
(in Minuten)

195

223

Während die öffentlich-rechtlichen Sender im Westen zusammen einen kumulierten Marktanteil von 46,3 Prozent erreichen und damit nahezu gleichauf mit den kommerziellen Anbietern liegen, die zusammengenommen auf 47,2 Prozent kommen, ist der Abstand zwischen öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Sendern im Osten größer: Hier kommen die öffentlich-rechtlichen Sender zusammen auf 41,4 Prozent, die kommerziellen dagegen auf 51,9 Prozent.

4. 2002 – ein Sportjahr

Beim ZDF und auch bei der ARD war das Jahr 2002 geprägt durch die Übertragung der beiden weltweit größten Sportereignisse: die Olympischen Winterspiele in Salt Lake City und die Fußball-Weltmeisterschaft in Japan und in Südkorea. Hinzu kamen noch die Leichtathletik- und die Schwimm-Europameisterschaft sowie die Übertragung der Tour de France als große Sport-Events bei den beiden öffentlich-rechtlichen Programmen.

Die Liveübertragungen der Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft dominieren die Hitliste der meistgesehenen Sendungen des letzten Jahres, allen voran das vom ZDF übertragene Endspiel zwischen Deutschland und Brasilien mit einer Zuschauerzahl von 26,52 Millionen und einem Marktanteil von 88,2 Prozent. Je weiter die deutsche Mannschaft im Turnier kam, desto höher stieg die Zuchauerzahl. Selbst am frühen Morgen verfolgten fast 20 Millionen Zuschauer die Liveübertragungen mit der deutschen Mannschaft. Insgesamt erreichten die zwölf beim ZDF übertragenen Livespiele einen Marktanteil von durchschnittlich 67,0 Prozent.

Das ZDF und die ARD konnten insgesamt nur 26 Livespiele übertragen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass 54 Prozent der Fernsehzuschauer es ärgerlich fanden, dass ARD und ZDF nur ein Spiel pro Tag zeigen durften. Allerdings wird diese Kritik nicht dem ZDF oder der ARD, sondern dem Pay-TV angelastet: Über drei Viertel der Zuschauer (77 Prozent) fanden es »nicht in Ordnung, dass die meisten Spiele nur im Bezahlfernsehen gezeigt werden«. Im Hinblick auf die nächste Weltmeisterschaft in Deutschland würden es 90 Prozent begrüßen, wenn 2006 »wieder alle Spiele bei ARD und ZDF zu sehen wären«.

Die Übertragungen der Olympischen Winterspiele in Salt Lake City waren in der Summe nicht minder erfolgreich. Im Unterschied zu den vergleichsweise »kurzen« Übertragungen der Live-Fußballspiele erreichen die Olympiaübertragungen zwar nicht ganz so spektakulär hohe Akzeptanzwerte wie die Fußball-WM-Übertragungen, tragen aber mit durchschnittlich 22,2 Prozent Marktanteil über die langen Zeitstrecken aller Übertragungen im ZDF ihr gutes Stück zum gesamten Jahresmarktanteil bei. Im Gegensatz zur Fußball-WM fanden die meisten Entscheidungen in der Fernseh-Primetime statt, sodass vor allem die Medaillengewinne der deutschen Mannschaft einen sehr hohen Zuschauerzuspruch erfuhren. Die erfolgreichste Einzelübertragung war das vom ZDF übertragene Mannschaftsspringen von der 120-Meter-Schanze mit 11,87 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 42,2 Prozent. Insgesamt waren die Sportarten, in denen die deutschen Teilnehmer erfolgreich waren, die meistgesehenen: so zum Beispiel Skispringen, Biathlon, die nordischen Wettbewerbe und Rodeln.

5. 2002 – ein Wahljahr

Das Jahr 2002 war auch Wahljahr. Zum ersten Mal bei einer Bundestagswahl stellten sich die beiden Kanzlerkandidaten in zwei »TV-Duellen« Fragen von Journalisten. Und dies gleich zwei Mal – und beide Male mit hohen Zuschauerzahlen. Bereits die Ausstrahlung des ersten »TV-Duells« bei RTL und SAT.1 erreichte 15,06 Millionen Zuschauer. Noch etwas mehr verfolgten dann zwei Wochen später das »Duell« beim ZDF und der ARD: 15,26 Millionen.

In ihrer Einschätzung der Wahlsendungen machen die Zuschauer aber große Unterschiede zwischen den öffentlich-rechtlichen und den kommerziellen Sendern. Die Vor-Wahlberichterstattung des ZDF und der ARD erhält von den Fernsehzuschauern eine wesentlich bessere Beurteilung als die der kommerziellen Sender. 61 Prozent und 59 Prozent aller Zuschauer bewerten die Sendungen vor der Wahl von ARD und ZDF als »sehr gut« oder »gut«. Demgegenüber kamen nur 28 Prozent bei den Vor-Wahlsendungen von RTL zu diesem Urteil und 20 Prozent bei den Sendungen von SAT.1.

Ausschlaggebend für die Akzeptanz der öffentlich-rechtlichen Vor-Wahlberichterstattung war das Vertrauen in ihre Seriosität, Glaubwürdigkeit und Objektivität. 48 Prozent und 41 Prozent der Befragten gaben an, dass in der ARD und beim ZDF die »Berichterstattung seriös und glaubwürdig« war. RTL wurde an dieser Stelle von zwölf Prozent, SAT.1 von vier Prozent genannt. Es zeigt sich, dass der Bewertungsvorsprung der öffentlich-rechtlichen Sender vor allem mit den wahrgenommenen Unterschieden bei der Glaubwürdigkeit, Verständlichkeit und Objektivität zusammenhängt. Dieses Urteil wird im Übrigen von den Anhängern aller Parteirichtungen getragen.

Die Zuschauer nahmen auch sehr sensibel die unterschiedliche Genauigkeit der Prognosen und Hochrechungen der einzelnen Sender am Wahlabend wahr. Dem ZDF, am Wahlabend mit seinen Prognosen und Hochrechnungen wesentlich treffsicherer als die Konkurrenten, bescheinigen 43 Prozent, die zuverlässigsten Prognosen und Hochrechnungen präsentiert zu haben. Der ARD bescheinigen dies nur 32 Prozent, RTL lediglich 20 Prozent. Insgesamt fanden 30 Prozent der Fernsehzuschauer, dass das ZDF am Wahlabend am besten berichtet hat. Der ARD bescheinigen dies 27 Prozent, RTL nur 16 Prozent.

Die folgende Tabelle zeigt die Top 20 nach Einschaltquoten für 2002:

Einschaltquoten Top 20 2002

Platz

Sender

Titel

Datum

Beginn

Mio

MA

1

ZDF

WM Deutschland – Brasililen

30.06.

13:01

26,52

88,2

2

ARD

WM Deutschland – Südkorea

25.06.

13:29

20,24

85,1

3

ZDF

WM Deutschland – USA

21.06.

13:30

19,41

83,1

4

ARD

WM Deutschland – Paraguay

15.06.

8:24

18,04

87,5

5

ZDF

WM Studio-Moderation

30.06.

12:26

16,31

72,5

6

ZDF

WM Deutschland – Kamerun

11.06.

13:31

15,40

77,8

7

ZDF

Wetten, dass ...?

02.03.

20:16

14,58

47,2

8

ZDF

Wetten, dass ...?

26.01.

20:16

14,33

45,7

9

ARD

WM Studio-Moderation

15.06.

8:20

14,31

80,4

10

ZDF

Wetten, dass ...?

23.03.

20:16

14,07

45,6

11

ZDF

Wetten, dass ...?

09.11.

20:16

14,04

46,5

12

ZDF

Wetten, dass ...?

07.12.

20:16

13,32

45,0

13

ZDF

Wetten, dass ...?

05.10.

20:16

12,98

43,9

14

ZDF

WM Brasilien – Türkei

26.06.

13:30

12,58

75,2

15

ZDF

WM Deutschland – Irland

05.06.

13:29

12,43

73,1

16

RTL

Formel 1 – San Marino

14.04.

14:00

12,40

56,2

17

RTL

Champions League
Leverkusen – Madrid

15.05.

20:46

12,23

41,7

18

ARD

WM Deutschland – Saudi Arabien

01.06.

13:31

12,11

75,5

19

RTL

Skispringen Bischofshofen

06.01.

13:45

11,98

53,5

20

ZDF

Olympia-Skispringen
120-Meter-Schanze Mannschaft

18.02.

18:40

11,87

42,2


6. Top 20

Die Liste der 20 Sendungen mit den höchsten Zuschauerzahlen wird im Jahr 2002 von den Spielen der Fußball-WM und »Wetten, dass ...?« beherrscht.

Ganz vorne platzieren sich die Spiele der deutschen Mannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea, allen voran das Endspiel zwischen Deutschland und Brasilien mit 26,52 Millionen Zuschauern. Es folgen das Halbfinale Deutschland – Südkorea, das Viertelfinale Deutschland – USA und das Achtelfinale Deutschland – Paraguay. Weit vorne findet sich auch noch das entscheidende Vorrundenspiel Deutschland – Kamerun. Direkt darauf folgen die regulären sechs Ausgaben von »Wetten, dass ...?« – am erfolgreichsten dabei die Folge am 2. März 2002 mit 14,58 Millionen Zuschauern. Weitere WM-Spiele, das Champions-League-Finale, zwei Skisprung-Wettbewerbe von der Vierschanzentournee und den Olympischen Spielen folgen.

Würde man die auf ARD und ZDF zusammen erreichten 15,26 Millionen des zweiten »TV-Duells« sowie die auf RTL und SAT.1 zusammen erreichten 15,06 Millionen Zuschauer als gemeinsamen Wert in die Top-100-Liste einfügen – und mit der gesplitteten Publikumsbeteiligung nicht den einzelnen Sendern zuordnen, würden die beiden »TV- Duelle« Platz sieben und acht belegen.

7. Images

Neben Marktanteilen und Reichweiten spielen in der Positionierung der Sender auch die Images eine große Rolle. Das ZDF zeichnet sich in der Beurteilung durch die Zuschauer durch seine Kompetenzvielfalt aus. Es belegt in neun von 27 Genres den ersten Platz und ist damit der profilierteste Sender. Das ZDF ist bei Dokumentationen, Natur- und Tiersendungen, Magazinen und Reportagen zu Wissenschaft und Technik, Wirtschaftsmagazinen und -reportagen sowie bei Sportsendungen führend. Das ZDF gilt auch in wichtigen fiktionalen und unterhaltenden Genres als die Nummer eins (deutsche Kino- und Fernsehfilme, Familien- und Unterhaltungsserien, Unterhaltungsshows sowie Volksmusik- und Schlagersendungen).

Die ARD führt in den Genres Nachrichten, Politikmagazine und -reportagen, Ratgeber- und Verbrauchersendungen, Kulturmagazine und Reportagen über kulturelle Ereignisse, Krimis und Krimiserien, Satire- und Kabarettsendungen sowie Talkshows am Abend. Das ZDF belegt mit Ausnahme von Satire- und Kabarettsendungen in diesen Genres jeweils den zweiten Platz.

Die kommerziellen Sender sind ausschließlich in einigen fiktionalen und unterhaltenden Genres führend: RTL bei Quizshows und Ratesendungen,  Boulevardmagazinen, Talkshows am Nachmittag und Reality Shows; ProSieben bei amerikanischen Kino- und Fernsehfilmen, Comedy-Sendungen und Comedy-Shows, Science-Fiction-Filmen und -Serien sowie bei Zeichentrickserien; SAT.1 bei Gerichtssendungen sowie Arzt- und Krankenhausserien.

Im Vergleich mit 2001 hat das ZDF die Führung bei Sportsendungen von SAT.1 und bei Natur- und Tiersendungen von der ARD übernommen. Insgesamt fällt auf, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ihre Genrekompetenzen im Vergleich zu den Kommerziellen verbessern konnten. Das ZDF gewinnt beispielsweise bei Sportsendungen, Nachrichten, Politikmagazinen und -reportagen, bei Wirtschaftsmagazinen und -reportagen sowie bei Volksmusik- und Schlagersendungen deutlich hinzu.

 
 
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