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Frank-Dieter Freiling

GERMAN TV
Ein Paradebeispiel öffentlich-rechtlicher Zusammenarbeit

 
Frank-Dieter Freiling
Frank-Dieter Freiling*


Start des neuen Auslandskanals GERMAN TV: Wolfgang Krüger, Programmgeschäftsführer GERMAN TV, Fritz Pleitgen, ARD-Vorsitzender und WDR-Intendant, Erik Bettermann, Intendant der Deutschen Welle, Julian Nida-Rümelin, Kulturstaatsminister und Dieter Stolte
Start des neuen Auslandskanals GERMAN TV: Wolfgang Krüger, Programmgeschäftsführer GERMAN TV, Fritz Pleitgen, ARD-Vorsitzender und WDR-Intendant, Erik Bettermann, Intendant der Deutschen Welle, Julian Nida-Rümelin, Kulturstaatsminister und Dieter Stolte
              
 

Am Anfang war die Idee: die Platzierung eines 24-stündigen deutschsprachigen Fernsehprogramms im härtesten Medienmarkt der Welt, den USA. So sollte es den deutschen Diplomaten am New Yorker East River ebenso wie den deutschsprachigen Mitarbeitern bei DaimlerChrysler oder BMW USA, dem Germanistikprofessor in Stanford ebenso wie dem Pensionär in Florida möglich sein, öffentlich-rechtliches Qualitätsfernsehen, getreu der Devise »Sehen, was Deutschland sieht«, auch in den Weiten Amerikas zu empfangen.

Bereits vor vier Jahren gab es eine erste gemeinsame Arbeitsgruppe der öffentlich-rechtlichen Sender, die über ein Modell für ein free to air ausgestrahltes deutsches Auslandsfernsehen nachdachte. Vor dem Hintergrund der damals schwierigen Budgetgespräche zwischen Deutscher Welle und Bundesregierung blieben die Empfehlungen dieser Arbeitsgruppe mit Blick auf die erheblichen Rechtekosten einer unverschlüsselten, weltweiten Ausstrahlung jedoch zunächst ohne konkretes Ergebnis.

Deshalb sondierten die Landesrundfunkanstalten und das ZDF in einem nächsten Schritt Möglichkeiten, eigene Fernsehprogramme auf einer der großen nordamerikanischen digitalen Plattformen als Pay-TV-Programm zu vertreiben. Die damaligen Überlegungen der beiden Sender führten aus rechtlichen wie politischen Gründen jedoch zu dem Vorschlag, mit der Deutschen Welle als Veranstalter im Außenverhältnis aufzutreten. Amerikanische Plattformbetreiber zeigten, so das Resultat der damaligen Untersuchung, grundsätzlich Interesse an der Aufnahme eines deutschsprachigen Fernsehprogramms von hoher Qualität. Der angestrebte Publikumserfolg sollte mittelfristig für eine ausgeglichene Bilanz sorgen und einen sicheren Platz im Bouquet des amerikanischen Partners gewährleisten.

Begleitet durch Sitzungen der Bund/Länder-Kommission, konnte die Deutsche Welle als dritter Partner für die Umsetzung eines solchen zweiten deutschen Auslandskanals neben DW-TV gewonnen werden. In kurzer Zeit gelang es den Mitarbeitern von ZDF, Deutscher Welle und ARD im Frühsommer 2001, ein Programmschema, eine Verwaltungsvereinbarung zwischen den Beteiligten und ein Finanzierungsmodell zu erarbeiten, das Grundlage des neu zu schaffenden Kanals sein sollte. Die Bund/Länder-Kommission hatte Mitte Mai 2001 die vorgelegte Eckpunktevereinbarung ausdrücklich unterstützt und ferner »größtmögliche Bemühung« zugesichert, einen Antrag auf finanzielle Unterstützung des Vorhabens durch den Bund im Haushaltsgesetz 2002 und durch eine mittelfristige Finanzplanung abzusichern. Mitte November 2001 traf der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags die Entscheidung, einen Bundeszuschuss von 40 Millionen DM für zunächst vier Jahre zur Ausrichtung des Deutschen Auslandskanals in Nordamerika zu gewähren.

Am 1. März 2002, ein gutes Jahr nach Beginn der intensiven Verhandlungen zwischen ZDF, der Deutschen Welle und den Landesrundfunkanstalten, war es so weit: GERMAN TV, so der endgültige Name für den neuen Auslandskanal, ging an den Start. Seit Mai 2002 wird das Angebot von GERMAN TV kostenpflichtig vertrieben. Dies ist ein Resultat, das in der Zügigkeit der Umsetzung und der Qualität des auszustrahlenden Programms keinen Vergleich mit privaten Initiativen oder privatwirtschaftlicher Umsetzung zu scheuen braucht.

Das »Modell GERMAN TV« sieht vor, dass das bisherige Programm von DW-TV in seiner jetzigen Sendeform weiter fortgeführt wird. GERMAN TV wird als zweiter Vollkanal unter dem Dach der Deutschen Welle betrieben und ausgestrahlt. Im Innenverhältnis beraten und entscheiden ZDF, Deutsche Welle und Landesrundfunkanstalten gleichberechtigt über die wesentlichen Belange des Kanals. Auf GERMAN TV sind die attraktivsten Informations- und Unterhaltungssendungen der öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme von ARD und ZDF zu sehen, aber auch Nachrichten und Magazine von DW-TV: also ein Programm, das in seiner Qualität international wettbewerbsfähig ist. Es zeigt in seiner Mischung das Beste von ZDF und ARD und die gesamte Breite öffentlich-rechtlicher Meinungs- und Themenvielfalt. Es bietet Unterhaltung, Informations- und Nachrichtenformate ebenso wie Sport, Kinderprogramme und die große Show. ZDF und ARD stellen diese Programme grundsätzlich kostenfrei bereit. Allein die Kosten für Rechtenacherwerb und Erlösbeteiligung von Produzenten und Mitwirkenden müssen durch das Budget von GERMAN TV getragen werden. Gebührengelder werden also nicht in Anspruch genommen, die deutschen Gebührenzahler nicht zusätzlich belastet.

Für das ZDF ist das Engagement an GERMAN TV ein wesentlicher Schritt zur Sicherung der Qualität und der Berichterstattung auf öffentlich-rechtlicher Basis. Gerade die Ereignisse der jüngsten Zeit haben deutlich gemacht, wie wichtig die umfassende Versorgung deutschsprachiger und an Deutschland interessierter Zuschauer im Ausland mit Qualitätsprogrammen ist. Nachrichtensendungen wie »heute-journal« und »Tagesschau« tragen wesentlich zu einem ausgewogenen internationalem Meinungsbild bei. Allerdings konnte niemand ahnen, dass der geplante Start von GERMAN TV in Nordamerika besondere Bedeutung durch die Ereignisse infolge des 11. September 2001 ebenso wie den Irak-Konflikt bekommen sollte. Mehr denn je ist GERMAN TV auch ein Beitrag der auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland, ein weiteres wichtiges Sprachrohr Deutschlands in die Welt und rechtfertigt damit das finanzielle Engagement des Bundes an dieser Initiative.

Prämisse des ZDF bleibt dabei, Rolle und Relevanz der Deutschen Welle nicht in Frage zu stellen, andererseits aber einen Weg zu finden, die Programme der beiden öffentlich-rechtlichen Sender auch im außereuropäischen Ausland wahrnehmbar zu machen. Was für BBC, RAI oder France Télévision, für Globo, das polnische oder portugiesische Fernsehen seit langem eine Selbstverständlichkeit ist, nämlich mit einem eigenen Auslandsprogramm präsent zu sein, hat auf diesem Wege eine Umsetzung gefunden, auf die alle Beteiligten zu Recht stolz sein können. Der ZDF-Fernsehrat und der -Verwaltungsrat haben mit ihrer Zustimmung bereits im Juni 2001 als Erste deutlich gemacht, welche Bedeutung die Verwirklichung des Projekts GERMAN TV für das ZDF hat, nicht zuletzt als eine sinnvolle Ergänzung zu den übrigen Initiativen des Hauses beim Aufbau eines internationalen Informations- und Nachrichtennetzes. Gerade die in den letzten zwei Jahren von Seiten des ZDF geschlossenen Verträge mit NBC und CNN in den USA, RTR in Russland, TBS in Japan, ITN in Großbritannien sowie Al Jazeera für den arabischen Raum, mit RAI und France Télévision ebenso wie TF1 machen deutlich, wie groß das Interesse des ZDF an einem weitreichenden Zugang zu Nachrichten- und Archivmaterial aus aller Welt ist. Mit GERMAN TV wird das ZDF kurz- und langfristig in der Lage sein, die weltweit gewonnenen Informationen in die Welt zurückzugeben und einem interessierten deutschsprachigen Publikum näher zu bringen.

Zum Jahresende 2002 konnte eine erste Zwischenbilanz für GERMAN TV gezogen werden. So gelang es seiner Mannschaft, eine funktionierende Vertriebsstruktur für die Vereinigten Staaten zu etablieren. In den ersten sieben Monaten des regulären Sendebetriebs konnten knapp 4 000 Abonnenten im Direct-to-home-Verfahren gewonnen werden. Parallel laufen die Gespräche mit den wichtigsten amerikanischen Kabelbetreibern. Ziel ist es, bis zur Jahresmitte 2003 den potentiellen Abonnenten zu ermöglichen, entweder direkt per Satellitenschüssel oder über Kabelsysteme zu abonnieren. Auch die Verhandlungen zur Einspeisung in die Kabelnetze Kanadas stehen vor einem Abschluss. Dies alles lässt hoffen, dass die durchaus hochgesteckten Ziele für GERMAN TV in Nordamerika vielleicht nicht so kurzfristig wie erhofft, aber dennoch im Rahmen der Wirtschaftsplanung erreichbar sind. Der Erfolg von GERMAN TV in Nordamerika wird dann wesentlicher Indikator sein, zum Jahresende 2003 über neue Vertriebswege, vor allen Dingen in Südamerika und Südostasien, nachzudenken.


* Dr. Frank-Dieter Freiling, Leiter der HA Internationale Angelegenheiten, war 2002 Stellvertretender und ist 2003 Vorsitzender der Programm- und Wirtschaftskommission, dem Kontrollgremium für GERMAN TV

 
 
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